OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter sind von dem „Meister der Bibel von St. Peter“ abzuleiten —, sein Name ist auch erwähnt, als im September 1466 sein Vater in Salzburg beerdigt wurde. Nach diesen Jahreszahlen dürfte er der Generation von 1430 — 1440 entstammen. Seine Malweise, die, wie gesagt, als sehr persönlich gelten darf, hat er während seines ganzen langen Lebens nicht mehr geändert. In den späteren Jahren ver¬ flüchtigt sich etwas von dem außerordentlichen Schmelz und der hervorragenden Zartheit der Miniaturen aus der Zeit um 1470, aber zu neuen Gestaltungen hat er sich nicht mehr durchgerungen. So wirkt seine Arbeit aus den Achtzigerjahren gegenüber dem Strom der Entwicklung schon fast veraltet. Ulrich Schreier stand während seiner Salzburger Zeit in enger Verbindung zu dem Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr, der in der Politik jener Tage eine zweifelhafte Rolle spielte, aber als großer Bücherliebhaber gelten muß. Eine Großzahl der Schreier'schen Handschriften dieser Zeit sind mit dem Rohr'schen Wappen geschmückt. Man hat vermutet, daß Schreier nach dem Rücktritt des Erz¬ bischofs im Jahre 1482 Salzburg verlassen hat und sich in der Folge von dessen politischen Bindungen nach Ungarn gewandt hat, da er etwas später in Preßburg auftritt. Ich glaube behaupten zu können, daß seine Abwanderung schon 1477 vor sich ging und zwar die zerrütteten Verhältnisse in Salzburg zum Anlaß hatte ohne indes durch den Sturz des Bernhard von Rohr verursacht worden zu sein“ Es ist der Kreis des Wiener Hofes, der dem Miniator günstigere Verhältnisse zu versprechen schien. Um 1477 taucht seine Hand gemeinsam mit Buchmalern der Wiener Hofschule in mehreren Handschriften auf, die zweifellos in Wien gefertigt worden sind 7), bald darauf ist seine Werkstatt mit Arbeiten beschäftigt, die ver¬ schiedene Auftraggeber für den bücherliebenden Kaiser Friedrich III. anfertigen ließen. Schreier ist damit in unmittelbare Fühlung mit dem kaiserlichen Hof *) Das letzte datierte, für Bernhard von Rohr illuminierte Buch ist ein Frühdruck des Vinzenz von Beauvais von 1477. Ich möchte annehmen, daß Schreier damals auch schon die Miniaturen angefertigt hatte, die sich in dem großen fünfbändigen Missale Salisburgense der Staatsbibliothek München befinden (Clm. 15.708— 12). Das Datum der Handschrift, „um 1482“ geht hauptsächlich darauf zurück, daß die restlichen Miniaturen nach 1482, nach der Resignation des Bernhard von Nohr, durch den bekannten Regensburger Miniaturisten Berthold Furtmayr für dessen Nachfolger vollendet wurden. Eine vorübergehende Rückkehr Schreiers nach Salzburg scheint mir nicht wahrscheinlich. *) Gemeinschaftsarbeiten sind die zwei Missalien bei den Wiener Dominikanern von 1476 und 1477, die im Zusammenhang mit der noch nicht geklärten Gestalt des Stephan Heuner stehen, und ein Gebetbuch der Österreichischen Nationalbibliothek (Cod. ser. nov. 2599), in dem er mit dem Hauptmeister der Wiener Hofschule zusammenarbeitete Von den Arbeiten für Friedrich III. sind ein 1482 datierter Kalender (Nationalbibliothek Wien, Cod. 2683), den Bernhard Perger, ein Wiener Universitätsprofessor, dem Kaiser widmete und die Vita Morandi (Nationalbibliothek Wien, Cod. 1946), gleichfalls von 1482 die wich¬ tigsten. Die letztere leitet zu einer Gruppe von Handschriften über, die in Wien entstanden sein dürften, in denen der Schreier'sche Formenschatz, keineswegs mehr aber seine Farbe verwendet ist. Der Illuminator scheint nur in Wien in größerem Rahmen gearbeitet, bezw. Nachfolger gefunden zu haben. Eine Übersicht über die einschlägigen Handschriften ist in der Anm. 1 zitierten Notiz zu finden. 328

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