OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Holter: Das Greiner Marktbuch und der Illuminator Ulrich Schreier Anblick von Schloß Pragstein bei Mauthausen, vielleicht kann man in der anderen Grein erblicken. Auch hier ist der Grad der Naturtreue kein allzu hoher. Es folgt fol. 11“ die ganzseitige Darstellung des Wappens von Herzog Sigismund von Tirol (18.4 X 11.7 cm), der dem Markt Grein 1468 das Wappen verliehen hat; die Darstellung des Wappens selbst folgt im Text des Privilegs. Das Wallseer Wappen (fol. 16*) beschließt die Reihe der Miniaturen. Zusammenfassend ist an diesen die Farbe hervorzuheben, die immer stark mit Weiß gemischt ist, so daß ein weicher, fast süßlicher Farbcharakter entsteht. Die Erhaltung der Miniaturen ist fast durchwegs gut. Vom Samt des alten Einbandes aus dem 16. Jahrhundert sind nur mehr Spuren vorhanden; er ist im Jahre 1947 von E. Klee, St. Florian, in muster¬ gültiger Form restauriert worden. Die Handschrift ist aus historischen Gründen ziemlich genau auf das Jahr 1490 zu datieren, die Sammlung der Marktprivilegien ist mit größter Wahrscheinlich¬ keit anläßlich des Überganges des Marktes aus dem Besitz des Landesfürsten in den der Herren von Pruschenk vorgenommen worden, die im Jahre 1489 vor sich gegangen ist. Die Urkunde der Stadterhebung, die 1491 erfolgte, ist darin schon nicht mehr eingetragen. Wir werden dieses Datum auch im folgenden bestätigt finden. Der Maler der Miniaturen hat seinen Namen in der Handschrist nicht genannt. Seine außerordentlich stark persönliche Art ermöglicht aber seine Identifizierung mit dem Salzburger Ulrich Schreier, wofür die strichelnde Malweise, die Farben¬ wahl, die Art der Landschaftsdarstellung, die Ornamentranken und die Punzierung des Goldgrundes als hinreichende Beweise aufgezählt werden können. Da bisher mehr als dreißig Handschriften, bezw. Inkunabeln bekannt geworden sind, die er ausgestattet hat, — drei davon enthalten seinen Namen —, kann diese Zu¬ schreibung volle Sicherheit beanspruchen. Über den Miniator Ulrich Schreier ist schon vor mehr als 20 Jahren eine Monographie erschienen *), die 22 Bücher aufführt, die er ausgeziert hat. Drei davon sind um 1457 im Umkreis von Admont entstanden, die übrigen in Salzburg, vor allem in dem Zeitraum zwischen 1466 und 1477. Die wichtigsten davon befinden sich heute in den Bibliotheken von Salzburg, Graz und Wien, wobei die deutsche Bibel des Erasmus Stratter der Universitätsbibliothek Graz 5) überhaupt als das Hauptwerk des Malers bezeichnet werden darf. Schreier fußt nicht nur im allgemeinen auf der Salzburger Kunst, — wichtige Einzelheiten seines Stiles *) H. Zirnbauer, Ulrich Schreier. Ein Beitrag zur Buchmalerei Salzburgs im späten Mittel¬ alter unter besonderer Berücksichtigung der Landschaftsdarstellung, Einzelschriften zur Bücher- und Handschriften-Kunde Bd 6 (München 1927). — Eine Reihe guter Abbildungen auch bei E. Frisch, Mittelalterliche Buchmalerei (Wien 1949) S. 65 ff, Abb. 58 ff 5) F. Eichler, Die deutsche Bibel des Erasmus Stratter, Untersuchungen zur Geschichte des Buchwesens (Leipzig 1908). 327

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