Oberösterreichische Heimatblätter Die Pergament-Handschrift zählt 107 Blatt (31.5 X 23.5 cm), von denen die ersten 16 die Abschriften der Urkunden enthalten, die der Bürgerschaft von Grein von 1379 bis 1485 verliehen worden sind. Der Rest wird von einer ausführlichen und geschichtlich sehr wertvollen Aufzählung der Rechte und Pflichten der Greiner Bürgerschaft gebildet. Nur der erste Teil enthält aber die 17 Miniaturen und kommt für unsere Abhandlung in Betracht. Fol. 1 trägt die Darstellung des Marktwappens, ein Schiff mit zwei Rudere und einem Lotsen auf dem Grund des blauen fließenden Wassers, das zwischen den Felsen des Strudens durchsteuert. Als Wappenhalter vor einem hellblauen Grunde sind ein nackter Jüngling mit einem Stab und eine Donaunixe dargestellt. Die beiden Gestalten sind übrigens auch als Adam und Eva gedeutet worden. Das Ganze ist von einem Goldrahmen (18.2 X 11.5 cm) eingefaßt, der mit zierlichen Stempeln punziert und mit einer feinen Filette begrenzt ist. Außerhalb finden sich blau-rot-grüne Ranken in den für Schreier so kennzeichnenden flachen Schwüngen, mit den ebenso bezeichnenden Dreiblättern und einem bunten Vogel. Die folgenden Blätter, außer fol. 55, tragen bis einschließlich Blatt 7V auf beiden Seiten je ein Wappenbild, in rundem Rahmen mit Schriftband und Datum. Fol. 2V bei der Urkunde der beiden Herzöge Wilhelm und Albrecht sind zwei Wappen nebeneinander abgebildet. Die Miniaturen nehmen meist etwas mehr als das untere Drittel der Seite ein. Als Wappenhalter dienen Engel, zweimal ein Wilder Mann, viermal fehlt eine solche Figur. An den Seiten findet sich fast stets buntes Rankenwerk und kleine, punzierte Goldpunkte. Alle diese Wappen¬ bilder am Ende des Urkundentertes haben so etwas wie Siegelfunktion. Die fast ganzseitige Miniatur mit dem Reichswappen auf Blatt 7V hebt dagegen das folgende Privileg Kaiser Friedrichs III. von 1483 in Art eines Titel¬ blattes besonders hervor, das Reichswappen folgt dann fol. 9r nochmals am Ende der nächsten Urkunde von 1485. Die nächste Miniatur (fol. 10*) stellt den Kaiser in einem Rundbild (17.7 cm) dar, es ist ein Brustbild in starrer Frontalansicht, das von den 17 Wappen der habsburgischen Besitzungen umgeben ist 3). Oben und unten schließen sich Ranken an. Friedrich III., dessen Porträt nicht allzu ähnlich eingeschätzt werden darf, trägt einen grün gefütterten Karmesinmantel über einem blauen Gewand. Das Bild ist in der Schreier'schen gestrichelten, wie ziselierten Manier fein gearbeitet, das Gesicht ist gelblich und violett modelliert, unter den Augen liegen bläuliche Schatten. Der Goldgrund der Wappen ist mattiert und mit zwei Stempeln punziert, von der Landschaft vor einem blaßblauen Himmel sind zu beiden Seiten des Kaisers schematische Ortsansichten hervorzuheben. Die eine erinnert an den Linzer Tagespost Unterhaltungsbeilage 1905 Nr. 49. — E. Straßmayr, Die Stadt Grein und ihr Archiv (Grein 1931), S. 77, mit ausführlicher Darstellung des Inhaltes und 3 Tafeln. 3) Außer der Abb. bei Straßmayr, a. a. O., Tafel 8, vgl. A. Hoffmann, Das Oberöster¬ reichische Landeswappen (Linz 1947), Tafel 22. 326
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