OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter Kleidung und Nahrung Wie wir bei unseren Wallnern wenig Sinn für künstlerische Holzbearbeitung fanden, ähnlich ist auch in Tracht und Kleidung wenig Sinn für Schönes, für Malerisches zu entdecken. Hier wie dort steht der Nützlichkeitsstandpunkt allem anderen voran. Wie draußen im Gäu tragen zwar auch die Wallner-Bäuerinnen ab und zu noch die großen schwarzen Kopftücher zu Flügelhauben gebunden. Aber sie werden Jahr für Jahr seltener und nur manche alte Bäuerin hält ihre Kopftracht hoch in Ehren. Die jungen Frauen tragen nur mehr einfache Kopftücher In der Bekleidung der Holzknechte spielen lange Lederhosen, im Winter aber vor allem selbstgestrickte Strümpfe und saulederne derbe Schuhe eine wichtige Rolle. Die dicken Strümpfe reichen in der kalten Jahreszeit bis an die Hüften, wo sie angenadelt werden. In früheren Zeiten gingen die echten Wallner bis spät in den Herbst hinein barfuß. Dadurch wurde die natürliche Sohle des Fußes so hart, daß man beinahe von einem Hufe hätte sprechen können. Von einem alten Kleinbauern in der St. Johanner Gegend wurde mir durch seinen glaub¬ würdigen Sohn erzählt, daß sein Vater auch im Winter keine Lederschuhe trug, sondern sich Sohlen aus Sauleder an seine derben Schwielen nähte. Für die Kost waren ursprünglich Kübelspeck und Speckknödel die wichtigste Grundlage. Fette Kost, wie der Schmarrn, war ebenso beliebt. Alle drei waren sie bei der harten und schweren Arbeit insbesonders im Winter als Kraftquelle unbedingt nötig und zweckdienlicher als das Fleisch. Allmählich hielten auch die Kartoffeln ihren Einzug bei den Wallnern. Man könnte jetzt keinesfalls mehr sagen, die Erdäpfel spielen als Nahrungsbestandteil fast keine Rolle. Der Kartoffelkäse wird übrigens recht gerne als Brotaufstrich verwendet. Es bezieht sich sogar eine Reihe von Spottversen der Gäubauern auf das Kartoffelessen der Wallner. So sagt man im Gäu: „Lusti sand d' Wallner, wenn die Erdäpfel blühen, sie freun sich schon wieder aufs Erdäpfel sieden." „Lusti hand d' Wallner, wenn die Erdäpfel blüh'n, weil's wieder wissen, daß s' Erdäpfel kriagn." Als Haustrunk fand der Most nur ganz allmählich vom Gäu her seinen Eingang in das Waldgebiet. Das rauhe Klima der Hochlagen ist eher obstfeind¬ lich; höchstens gedeihen Mostbirnen. Am beliebtesten ist immer noch die bajuwarische Sitte des Biertrinkens, die bis in die jüngste Zeit die Wallner stark ins Gasthaus zog. Im Hinblick auf die Verbreitung des Haustrunkes konnte man immer noch sagen, daß im südlichen Kobernauserwald (Landl) der Most bevor¬ zugt wird, im nördlichen dagegen bis heute Bier die Vorherrschaft hat. Eine leider nicht ganz geringe Verbreitung hat in jüngster Zeit das Schnapsbrennen und Schnapstrinken gefunden. Körperbau Im Hinblick auf den Körperbau der Wallner möchte ich kein abschließendes Urteil fällen. Trotzdem ich an manchem Orte, insbesonders in St. Johann, die 318

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