OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Kriechbaum: Die Wallner eine lange Reihe von Berufen, die mit dem Holzreichtum in Verbindung stehen, allerdings immer seltener werden und vielfach nur mehr in der Erinnerung alter Leute weiterleben. Alte Hausnamen, wie „beim Kipfenmacher“, „beim Pech Nazi" oder „beim Koller“ lassen uns alter Berufszweige gedenken, die heute, mancher für immer, der Vergangenheit angehören. Häufig sind noch Besenbinder, Rechen- und Gabelmacher, Schindelmacher, Scheibkorbmacher, viel seltener sind bereits Schaufelmacher, Köhler und Pechler, ausgestorben die Kipfenmacher. Das Köhlergewerbe kam in den Jahren nach dem ersten Weltkriege wieder start in Schwung. Die Holzkohle wurde in größeren Mengen in die Fabriken und Hammerschmieden des Mattigtales geliefert. Mancher Köhler verdiente bei der mangelhaften Kohlenzufuhr von auswärts einen schönen Batzen Geld. Nach Besen aus Birkenreisern besteht heute wieder eine erhöhte Nachfrage und ein alter Besenbinder erzählte mir, daß er im Vorjahre wieder zwanzig Dutzend Besen auf den Markt gebracht habe. Zum Schaufelmachen wird vor allem Ahorn- aber auch Buchenholz verwendet. Zahlreiche Wallner, besonders die Häusler, aber auch Söldner, die in ihren jungen Jahren als ärarische Holzknechte dienten und der Herrschaft Mattighofen unterstanden, haben sich dabei die ver schiedendsten Fähigkeiten eines Zimmermannes und eines Tischlers erworben. Ein alter einundsiebzigjähriger Holzknecht aus Scherfeck, der mir in einem langen Gespräche gar vieles aus dem Leben der Wallner erzählte, gab mir dabei gute Einblicke in das Arbeitsleben eines solchen ausgedienten Holzknechtes. Von künstlerischen oder auch nur kunstgewerblichen Leistungen seiner Arbeitskollegen wußte er nichts zu erzählen. Er kannte weder Figuren- noch Krippenschnitzer. Dabei war er aber doch selbst ein wirklicher „Tausendkünstler“. Vordem war er durch Jahrzehnte ein einfacher Holzknecht; später hatte er den Köhlerberuf dazu¬ gelernt. Daneben verstand er sich nicht nur aufs Besenbinden und Schaufel¬ hacken, sondern auch auf das Verfertigen von Schaufeln, von Radlböcken, von Schlitten. Er hatte selbst bereits allerlei Zweige des Zimmermann- und Tischler¬ gewerbes betrieben. Dieses vielseitige Streben im Sinne einer weitumfassenden Eigenwirtschaft (Autarkie) kann man gerade in den kleinstbäuerlichen Anwesen in den innersten Talgründen oft beobachten. Im Talgrunde des Mettmacherbaches z. B. nützt der Holzwiesenmann den kleinen Bach zum Betrieb einer Dynamo¬ maschine aus, die ihn nicht nur mit Licht versorgt, sondern ihm auch den Kraft strom für eine Reihe einfacher Maschinen (Geräte in einer Tischlerwerkstätte, Schleifsteine, Futterschneidmaschine, eine Jauchenpumpe) liefert. Die Behausung meines Scherfecker Holzknechtes führt den Namen „beim Kipfengraber“. Auf mein Befragen erzählte er mir ausführlich, daß die „Kipfen“ bis in die Zeit nach dem ersten Weltkriege von den Donauschiffbauern viel verlangt wurden. Kipfen sind 15 bis 20 Zentimeter starke, im Wurzelstocke natürlich gebogene Hölzer, die einstmals beim Bau der Donauplätten Verwen¬ dung und großen Absatz fanden. Aus ihnen baute man das Grundgerüst der Plätten auf, sie mußten deshalb besondere Eignung besitzen. 317

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