OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Kriechbaum: Die Wallner Rodung von Ackerland oder nach Erwerbung eines Wiesengrundes ein abgetrennten Stadel gegenüber gestellt. Um etwa auch im Wohnhause mehr Platz zu bekommen, verlegt man auch den Stall in ein eigenes Gebäude. So sehen wir des öfteren vor unserem Auge aus einem würfelförmigen Einhause einen offenen, manchmal recht unregelmäßigen Dreiseithof entstehen. Die vierte Seite bleibt offen oder wird durch einen Holzzaun teilweise abgeschlossen. Schließlich erbaut man hier eine größere oder kleinere Hütte, die zum Schupfen umgestaltet wird. Dabei kann aber auch die Vierzahl von Baulichkeiten überschritten werden. Beim Bleckenwegener in Bleckenwegen bei Waldzell bekommen wir einen völlig unregelmäßigen Fünfseithof zu Gesicht. Die Hofstatt setzt sich aus einem Wohn¬ hause, dem hölzernen Stall, dem vortrefflich gezimmerten alten Getreidekasten, dem hohen, aus jüngerer Zeit stammenden Stadel und aus einem Schupfen zusammen. Wir können uns im Ganzen die Entstehung des regelmäßigen und ge¬ schlossenen Vierseithofes mit folgendem Entwicklungsgang verdeutlichen: 1. Wohnstallhaus mit angebauten Hütten. 2. Wohnstallhaus mit einer oder mit zwei abgetrennten Baulichkeiten. 3. Aufstellung von drei Nebengebäuden in oft unregelmäßiger Anordnung. 4. Übergang vom unregelmäßigen Fünf-, Vier- oder Dreiseithofe zum quadrati¬ schen, geschlossenen Vierseithofe. 5. Anfang einer Vierkanterbildung durch Zusammenbauen der Baulichkeiten im Bereiche der Seitenwände der Nebengebäude. Auch für die Siedlungen ergibt sich die Möglichkeit einer Reihung nach den Altersschichtungen der Ortsnamen. Den -ing und -heim-Orten im Gäulande folgen die -bach, -ach, -dorf-Namen an der Grenze von Gäu- und Waldland. Im Waldlande selbst liegen die -brand und -seng-Orte mehr in den äußeren Waldgebieten, die -reit, -roid, -schlag-Orte bereits tiefer im Walde, die -eck-Orte schließlich im innersten Walde. Die Wirtschaft In den Gehöften der Waldbauern müssen wir immer ein Spiegelbild der Wirtschaftsweisen sehen. Die Ställe haben oft noch eine recht ansehnliche Größe die Stadel dagegen sind viel bescheidener als draußen im Grenz- und Gäulande. Schon bei den in ihren Vierseithöfen hausenden Waldbauern spielt der Wald selbst eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben. Die Holzarbeit in der Winterszeit, die Zufuhr von Waldstreu zu allen schneefreien Jahreszeiten nehmen viel Zeit in Anspruch. Die Waldweide dagegen ist bereits überall stark zurückgedrängt. In den letzten Jahren ist zur Viehzucht und zum Getreidebau auch wieder in größerem Ausmaße die Schafzucht und der Flachsbau getreten; heute sind die Frauen und Mägde wieder stärker mit dem Spinnen und dem Stricken von Strümpfen beschäftigt. Als Futtermittel für die Kühe pflegt man schließlich in jüngster Zeit den Anbau von Kürbissen immer stärker. Die Bienenkörbe sind von 315

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