OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter und für anderweitigen Hausgebrauch verwendet. Die vielfach reichverzweigten Holzgerüste dieser Wassersammler geben manchem Siedlungsbilde oft ein recht merkwürdiges Aussehen. Haus- und Hofformen Die bäuerlichen Wohnhäuser zeigen bei den Häuseln und Sölden, ebenso wie bei den ländlichen Gehöften viel Gemeinsames. Die Holzblockbauten haben immer noch die Vorherrschaft inne — aber kaum mehr lange. Diese Holzhäuser sind an der Wetterseite vielfach schindelverschalt und werden von flachgiebeligen Sattel¬ dächern geschützt. Während die Pfettenkonstruktion vielfach noch erhalten ist, sind die steinbeschwerten Legschindeldächer meist verschwunden. Nicht nur Ställe, son¬ dern ab und zu auch Stadel haben flachgeneigte Pfettendächer; diese sind manch¬ mal unsymmetrisch und zwar meist derart, daß die Neigung auf der Wetterseite steiler und das Dach auch weiter herabgezogen ist. Die alte Behausungsform war das Wohnstallhaus. In seinem wuch¬ tigen Würfel sehen wir bei recht altertümlich anmutenden Bauten auf der einen Hälfte der breiten Giebelseite die bäuerliche Wohnung — auf der anderen Seite den Viehstall, meist den Pferdestall. Bei dem Haustyp der Sölden und Häusel, die vielfach auch traufenseitig erschlossen sind, liegen Wohn- und Stallraum zumeist hintereinander und werden wie im Salzburger Vorlandhaus durch eine Quertenne getrennt. Das Verdrängen des Holzes durch den Ziegelbau vollzieht sich ganz allmählich. Als erstes Gebäude wird bevorzugt der Viehstall gemauert, dann folgen Küche und Stube. Der Oberstock, dem häufig ein Laubengang Schrott — vorgebaut ist, zeigt noch sehr häufig den altertümlich anmutenden Holzblockbau. Bei einem landschaftlichen Gesamtüberblick zeigen die Dachformen eine ganz besondere Mannigfaltigkeit. Die Legschindeldächer haben sich nur in den letzten Rodungsecken im Walde erhalten. Bei den Häuseln und Sölden behielt man die flache Dachneigung des Pfettendaches in der Regel bei, verwendete aber statt der Legschindel Ziegel oder Asbestschieferplatten. Die schon etwas ansehn¬ licheren Drei- und Vierseithöfe dagegen haben nicht nur das Dachmaterial aus¬ gewechselt, sondern die Neigung versteilt. Im Giebelfelde sieht man oft beide Neigungen durch das Alter der Holzwand gekennzeichnet. Öfters hat man das Dach um 90 Grad gedreht, mit ganz besonderer Vorliebe ist man aber zum Ganzwalmdache oder Vierblattler übergegangen. Manches dorfnahe Walddorf wie etwa Bradirn bei Munderfing zeigt nebeneinander Häuser mit den verschiedensten Dachformen und Dachdeckungsmaterialien. Weit herabgezogene Krüppelwalm¬ dächer weisen sogar entfernte Ähnlichkeit mit den Dächern des Schwarzwald¬ hauses auf. Die Untersuchung der Gehöftsformen ist gerade bei den kleinbäuer¬ lichen Anwesen am Waldrande besonders aufschlußreich. Wir können hier die Ent¬ stehung der Vierseithöfe in allen Entwicklungsstufen verfolgen. Dem alten Wohnstallhause wird zumal nach Erweiterung der Nahrungsgrundlage durch 314

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