OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Kriechbaum: Die Wallner Die Wallner Zur Biologie und Psychologie der Bewohner des Kobernauserwaldes Von DDr. Eduard Kriechbaum (Braunau am Inn) Österreich besitzt in seinem, wenn auch seit dem Jahre 1919 stark verkleinerten Umfange eine große Reihe von „Volkspersönlichkeiten“, die eine wohl geprägte Eigenart und damit eine Fülle von Begrenzungen aufweisen. In der überaus bunten Gliederung spiegelt sich der große Reichtum an Grenzen. Gerade diese Tatsache macht geistig rege Bewohner der österreichischen Länder ganz be sonders hellsichtig. Wer dauernd an einer Grenze lebt, der hat Sinn und Witterung für seelische Eigenart, der wird sich seiner Besonderheit immer stark bewußt sein, der erkennt an den Nachbarn leichter gemeinsam Verbindendes, insbesondere aber sich voneinander scharf abhebende Eigenschaften. Um klare Erkenntnisse im Ganzen zu gewinnen, ist es nötig, mit gründlicher Beobachtungsgabe Landschaft, Siedlung und Volkstum immer wieder zu vergleichen, genaue Befunde aufzunehmen und nie irgend ein Gutachten an die Spitze einer Darstellung zu setzen. Eine derartige Betrachtung der Bewohner des Kobernauserwaldes, insbeson¬ ders seines nördlichen Vorlandes, soll uns im Folgenden beschäftigen. Dieses „Ländchen“ wurde von mir in zahlreichen Fußwanderungen zu allen Jahreszeiten durchstreift. Dabei schwebten mir immer wieder Vergleiche mit anderen großen Waldgebieten und seinen Bewohnern, etwa mit den Rändern des Böhmerwaldes, des oberösterreichischen Mühlviertels, des niederösterreichischen Waldviertels und vor allem mit den Waldlern des Bayerischen Waldes vor. Ich konnte dabei mehr Ähnlichkeiten als Verschiedenheiten gegenüber anderen Waldbewohnern, „Wald¬ lern", bzw. „Wallnern“ des bajuwarischen Stammes feststellen und ein allerdings noch keineswegs abgeschlossenes Bild der Wesensart der Wallner ge¬ winnen. Landschaft und Siedlung Der Kobernauserwald ist mit dem östlich anschließenden, im Baue etwas mehr aufgelockerten und viel stärker gerodeten Hausruck das größte Waldgebiet im Alpenvorlande zwischen Bodensee und Wienerwald. Obwohl seine Meereshöhe nur einmal, am Göbelsberg, 800 n erreicht, ist sein Mittelgebirgscharakter deutlich ausgeprägt. Der Kobernauserwald baut sich aus pliozänen (spättertiären) Schottern auf, die reichlich wasserdurchlässig sind und deren Untergrund aus wasserundurchlässigen, miozänen (mitteltertiären) Mergel-(Schlier-)schichten besteht. Zwischen diesen Meeresablagerungen und den zu oberst gelegenen Flußschottern erstrecken sich weithin, aber in verschiedener Höhe, Lagen von Kohlenflötzen und brakischen (halb in Meeres-, halb in Süßseewasser 311

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