Wutzel: Oberösterreichs Denkmalpflege in der Krise der Zeit falls noch zur Instandhaltung des Daches. An eine Behebung der Feuchtigkeits¬ schäden, die das Mauerwerk morsch machen, die Schwarzmarmorsäulen im Chor¬ umgang erblinden lassen und die Fresken an Decke und Wänden angreifen, und an eine Beseitigung der Wurmschäden in den berühmten Chorstühlen kann gar nicht gedacht werden. Ähnliches gilt für die ehemalige Stiftskirche und jetzige Pfarrkirche Spital am Pyhrn*). Ihren Kunstwert zu schildern erübrigt sich wohl. Ihr Heimatwert ist besonders hoch einzuschätzen, denn die Turmhelme bilden mit der umgebenden Berglandschaft ein vollendet harmonisches Bild, das im Bewußtsein jedes heimat¬ verbundenen Landsmannes lebt. Der Arm des Klosteraufhebungskommissärs traf diesen geistlichen Herrschafts¬ bereich erst im Jahre 1807. Nur für kurze Zeit zogen die Benediktiner von Sankt Blasien, die ihren uralten Sitz im Schwarzwald ebenfalls verloren hatten, in Spital ein. 1828 dachte man an eine Wiedererrichtung des Stiftes, auch Schlägl interessierte sich für den Bau und die Herrschaft. Die Verwahrlosung war damals schon weit fortgeschritten. 1841 traf schließlich ein Brand die ganze Bauanlage so stark, daß nur mehr die Kirche gerettet werden konnte. Traurig ist es zu verfolgen, wie seitdem nicht einmal für die Instandhaltung des Daches und der Türme die nötigen Geldmittel zu gewinnen waren. Wenn 1948 Blechtrümmer von den Turm¬ helmen herabhingen und den Straßenverkehr gefährdeten, so ist dies die bedenkliche Folge einer Verfallsentwicklung, die vor bald hundert Jahren eingesetzt hat. Man konnte sich als Eindeckungsstoff immer nur rostgefährdetes Weißblech leisten. 1910 schien eine Erneuerung unerläßlich zu sein. 2300 Kronen wären benötigt worden; die Summe war aber nicht aufzubringen 1936 lag ein Kostenvoranschlag von 8650 S vor; wieder blieb es nur bei Plänen und guten Absichten. Endlich im Jahre 1949 hat die großzügige Hilfe des Landes Oberösterreich eingesetzt, das ein Kunstwerk von so hoher Bedeutung nicht verfallen lassen wollte. Wie viele Klöster sind vollkommen verschwunden! Wie viele haben eine trost¬ lose Verwendung bekommen — Garsten, Suben! Wie könnte doch eine Kunst¬ kammer vom Reichtum Mondsees im reinsten Lichte erstrahlen! Es ist nicht Aufgabe des Historikers, mit einer geschichtlichen Entwicklung zu rechten. Die Kirchenreformen Kaiser Josef II. verdienen eine Beleuchtung von allen Seiten 10). Auch sie bedürften ihres gerechten und sachlichen Berichterstatters. Die Denkmalpflege muß aber feststellen, daß diese Reformen in der Klosteraufhebung eine ungelöste Lage bis zum heutigen Tage hinterlassen haben. Die kaiserlichen Maßnahmen hatten freilich ein Ziel vor Augen. Ein Kabinettsschreiben aus 1782 bestimmte für die aufgehobenen Klöster: „der Ueberschuss aber und nach Mass ihres Absterbens werden endlich die ganzen Einkünfte blos und ganz allein zur 9) R. Hittmair, G. 493 ff. 10) Siehe dazu E. Winter, Der Josefinismus und seine Geschichte, Brünn 1943, vor allem S. 127—270. Interessant ist auch: Der Josephinismus und die kaiserlichen Verordnungen vom 18. April 1850 in Bezug auf die Kirche. Aus dem Ungarischen übersetzt (Wien 1851). 303
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