OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter zurückgegeben. Neue Gefahr drohte nochmals im zweiten Weltkrieg. Die Trappisten mußten wie ihre Vorgänger das Los der Verbannung tragen. Der ärmste Leid¬ tragende dabei war die Stiftskirche. Ohne Pflege und bauliche Überwachung traten alte Schäden bedrohlich zu Tage. Das Turmdach verlangte immer dringender nach gründlicher Erneuerung, oft handbreite Risse in der Vierungskuppel ließen für die Standsicherheit des Gotteshauses das Argste befürchten. Damit wäre die köstliche Malarbeit Altomontes für alle Zeiten verloren gegangen. Fachliches Urteil (von Dombaumeister Matthäus Schlager erstellt) wies aber den Weg der Rettung. Der überstarke Schub des Dachstuhls wurde als Ursache der Schäden erkannt, fleißige Hände sind nun bereits am Werk, um alle Gefahren zu beseitigen und dem Lande einen unersetzlichen Kunstwert zu erhalten. Engelszell lebt eben seit 1925 wieder in praktischer, zweckentsprechender Verwertung und kann so alle Gefährdungen überwinden. Weit bedauerlicher ist die Lage der ehemaligen Stiftskirche Baumgarten¬ berg, des klösterlichen Mittelpunktes des alten Machlandes nördlich der Donau'). Nie ist diesem Bau die Würdigung geworden, die ihm nach seiner kunstgeschicht¬ lichen Bedeutung und herben Schönheit zustünde. Das Land an Mühel, Aist und Naarn ist immer arm gewesen. Es lag abseits der großen geschichtlichen Adern. Die Kunst dieser Landschaft hat daraus Vorteile gewonnen, aber auch Nachteile erlitten. Die Vorteile für Baumgartenberg lagen darin, daß keine der großen Kunst¬ revolutionen restlos ihr Werk des Neubaus durchführen konnte. Romanische Schwere der Außenmauern, romanische Massigkeit der Kirchenschiffe, gotische Helle des Chores und barocker Stuck- und Freskoschmuck sind in dem Gotteshaus eine wunderbare Harmonie eingegangen. Im Chorumgang muß das ruhigste Herz zu Jubel und Ergriffenheit emporgerissen werden. Der Nachteil der abgeschiedenen Lage des Klosters wird besonders heute drückend spürbar. Nach seiner Aufhebung am Tage des Pfingstfestes 1784 sank es von seiner Aufgabe als Kulturträger im Machland völlig herab. Es muß freilich gerechtigkeitshalber zugestanden werden, daß die wirtschaftliche Lage der Ordens¬ gemeinschaft schon vorher sehr schwierig war. Eine bedeutende Schuldenlast be¬ drückte das Haus 8). Erst in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts zeigten sich für die Bauanlagen des Klosters neue Aussichten. Die Frauen vom guten Hirten aus dem Mutterhause zu Angers kauften das Stiftsgebäude und richteten es für ihre Ordenszwecke ein, die Kirche wurde seit 1889 zum Pfarrgotteshaus. Vom Stand¬ punkt der Denkmalpflege war damit nur eine halbe Lösung gefunden. Die präch¬ tige, weite Kirche mit ihrem überreichen Kunstbestand konnte nur eine Belastung für die kleine bäuerliche Pfarrgemeinde darstellen. Die Geldmittel reichten allen¬ *) L. Koller, Baumgartenberg, Neuburg und Viktring, ehemalige Zisterzienserklöster, Christ¬ liche Kunstblätter Ig 68, S. 25 ff. 8) R. Hittmair, S. 17 und 162 ff. 302

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