Oberösterreichische Heimatblätter dazu beitrügen. Sein Plan war brauchbar, er schlug vor, ihm einen zweijährigen Steuernachlaß zu gewähren; die ersparte Steuersumme sollte einem Verein über¬ wiesen werden, der die Rettungsarbeiten hätte leiten müssen. Das Unternehmen gedieh nur bis zu einem „Vorschlag über einen Verein zur Erhaltung des Schlosses Seisenburg“. Was half es, daß 1941 die Post nochmals Kaufabsichten trug, daß 1944 endlich 11.000 Stück Schindel bereit lagen? Von der Seisenburg sind heute nur mehr ein dickes Aktenbündel und eine traurige Erinnerung verblieben. Nicht die verantwortlichen Personen, nicht die verschiedenen Besitzer des Schlosses tragen die Schuld daran. Der einzig zutreffenden Erklärung, die auch für alle ähnlichen Fälle gilt, gab Erwin Hainisch folgenden Ausdruck: „Es ist dieser Fall einer jener sehr bedauerlichen, in denen die verhängnisvollen Auswirkungen der völligen Ver¬ armung des Großgrundbesitzes und des Fehlens auch nur annähernd ausreichender staatlicher Mittel für Denkmalpflegearbeiten auf den Kulturbesitz unseres Vater¬ landes deutlich zu Tage treten. Wenn die Erkenntnis nicht in absehbarer durchdringt, daß das fast völlige Streichen der öffentlichen Mittel, die für die Er¬ haltung des Kunst- und Kulturbesitzes aufgewendet werden müssen, ein verhäng¬ nisvolles Zehren an wichtigen Teilen des Volksvermögens darstellt, befürchte ich sehr, daß in wenigen Jahrzehnten auch Baudenkmale von noch größerer Bedeutung unrettbar verfallen werden. Die Denkmalpflege ist also auch ein soziologisches Problem. Das Antlitz der mitteleuropäischen Gesellschaft hat seit der achtundvierziger Revolution völlig neue Züge erhalten. Die alten Säulen, die durch Jahrhunderte den Staat getragen haben, sind eingestürzt. Kirche und Adel haben ihre Rollen im Wirtschaftsleben weitgehend ausgespielt. Sie scheiden auch immer mehr als entscheidende Auftrag¬ geber der schönen Künste aus. Mit ihnen sind ihre Werke, die sie einstmals zu ihren Zwecken errichten ließen, „veraltet“. Diese gleichen heute Bettlern in einem Fest¬ kleid, das verblichen und zerschlissen ist. Wie Lebewesen scheinen sich die alten Bauten ihrer Not zu schämen. Wohl mag noch der ursprüngliche Besitzer leben. Dann ist er aber meist ver¬ armt und kann die Kunstwerte seines Geschlechts nicht halten. Oder der Bau hat seinen letzten Verwendungszweck verloren, steht öde und leer und blickt mit blinden Fensterscheiben auf die Landstraße. Vielleicht hat auch ein neuer Besitzer zum un¬ geeigneten Kauf sich hinreißen lassen oder ist zur Übernahme gezwungen worden, wie manchmal eine kleine Pfarre die alte Stiftskirche in ihrer Gemeindemark be¬ treuen muß, wie der Bund mit Land und Gemeinden viele Bauten zu beschützen hat, die tote Näume für ihn sind. In diese große Gruppe „überlebter“ Kunstwerte sind einzureihen: die aufge¬ lassenen Klostergebäude mit ihren prunkvollen Klosterkirchen; die unscheinbaren, aber meist kostbaren Filialkirchen; die Schlösser; die Ruinen mittelalterlicher Burgen und die Wehranlagen alter Städte. An diese Denkmälergruppe ist das neue, im Zeichen eines soziologischen Um¬ schmelzungsprozesses stehende Jahrhundert mit harter Faust herangetreten. Es 300
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