Blaas: Hans von Hammerstein wir im Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde von 1931 lesen: „Die Kunst ist noch tausendfältiger als die Natur“ oder „Wir sehen in ihr das höhere, das wesent¬ liche Leben, ein Religiöses, das mit der Religion den Mut und die Kraft des Bekenntnisses und die Richtung auf das Göttliche gemein hat! Diese hohe Auffassung läßt Hammerstein auch mit gewissenhaftester Sorgfalt und äußerster Genauigkeit an sein Werk herantreten. Oft ist es nur ein Wort, dessen Auswechslung ihm keine Ruhe läßt. Wo ihm kein ganz sicher geprägtes zur Verfügung steht, bildet er es selbst. Seine sprachschöpferische Begabung ist verblüffend. Seine Sprache ist von einer Dichtheit und farbigen Berauschtheit, einem glanzvollen Reichtum und einer seltenen Wortgewalt. Zur Charakterisierung und zeit- oder ortsnahen Untermalung verwendet er gelegentlich das alte maxi¬ milianische Kanzleideutsch ebenso gut wie die jenensische Gaunersprache des „Rot¬ welsch“, den Münchner Dialekt ebenso gewandt wie die schwäbische Mundart. Seine Darstellung ist das Lebendigste, was sich denken läßt. Mit beiden Füßen springt er in die Handlung — und schon läuft das Geschehen drängend und unaufhaltsam weiter bis zu seiner endgültig abschließenden, wirklich „finis“ setzenden, letzten Gebärde. Seine Gestaltung stammt aus echter Menschenkenntnis, aus Wohlwollen und Mitgefühl, aus heiter- überlegenem Verständnis für die kleine menschliche Schwäche, aus zorniger Abwehr des Verkehrten, aus Begeisterung für das Edle, aus Entflammtheit für das Schöne. So ist durch ein Menschenalter hin in Oberösterreich das Werk entstanden, das den Dichter überlebt und zugleich lebendig erhält. In seinen Büchern atmet dieses Land, ihm hat er den sonntäglichen Spiegel liebevoll entgegengehalten. Überall begegnet es noch seinen Spuren: hier bewahrt es sein kleines Haus im nachmittägigen Bergschatten und abendlichen Fallwind, dort durchwächst es immer wieder mit frischen, jungen Knospen das schmiedeeiserne Gerank eines bäuerlich¬ barocken Kreuzes. Bibliographie Dichtungen Die blaue Blume. Ein romantisches Märchen. Regensburg 1911. Roland und Rotraut. Ein Märchenroman. Leipzig 1913. Februar. Roman. Leipzig 1916. Walpurga. Eine deutsche Legende. Leipzig 1917. Zwischen Traum und Tagen. Lieder, Bilder und Balladen. München 1919. Schloß Rendezvous. Eine herbstliche Rokokogeschichte in Versen. München 1919. Der Glassturz. Ein Salonmärchen. München 1919. Das Tagebuch der Natur. Gedichte. München 1920. Nitter, Tod und Teufel. Ein Bilderbuch aus dem 16. Jahrhundert. Leipzig 1921. Mangold von Eberstein. Des Bilderbuches „Ritter, Tod und Teufel“ anderer Teil. Leipzig 1922. Wald. Eine Erzählung. Leipzig 1923. Neubearbeitung: Wien 1937. Die Ungarn. Eine Novelle. München 1925. Die Asen. Eine Dichtung. Leipzig 1928. Die schöne Akeley. Märchen. Linz 1930. 295
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