OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter R. Zoder („Der Steirische und der Straßburger“) und K. Adrian („Schnalzbräuche aus dem Galzburgischen") gewidmet. Den Abschluß des schönen Sammelwerkes bildet die lesenswerte Ar¬ beit von F. Lipp, der in klarer Sprache in seinem Aufsatz „Angewandte Volkskunde als Wissen¬ schaft“ in die vielfältig auseinanderstrebenden Bemühungen der Volkstumspfleger auf dem Lande Ordnung zu bringen sucht und für ihre Tätigkeit jene Richtlinien aufstellt, die sich aus der wissen¬ schaftlichen Volkskunde für die Volkstumspflege herleiten lassen. Daß hier, wohl in Übereinstim mung mit dem verantwortungsbewußten Schaffen Prof. Gerambs selbst, geradezu ein neuer Zweig der Volkskunde gegründet wird, macht den Aufsatz ebenso wichtig, wie er im weiteren Aus¬ bau für eine klug geleitete Volkstumspflege in den Ländern nutzbringend zu werden verspricht. Alles in allem, eine sehr verdienstvolle Sammlung volkskundlichen Schrifttums und, nicht zu über¬ sehen, erlesener Bilder, zu der man die Herausgeber ebenso wie den gefeierten Jubilar beglück wünschen kann. E. B. K. Ilg: Die Walser in Vorarlberg. Schriften zur Vorarlberger Landeskunde, heraus gegeben von B. Bilgeri und M. Tiefenthaler. Band 3, Dornbirn, 1949, 199 Seiten. Gegenüber den manchmal recht belanglosen jüngeren Veröffentlichungen zur österreichischen Volkskunde nimmt das der soziologischen Richtung der modernen Volksforschung angehörige Buch von K. Ilg eine beachtliche Stellung ein. In klarem Aufbau und in schöner, von Heimatliebe er¬ füllter, besonnener Sprache vorgetragen, wird uns die Geschichte und der schwere Daseinskampf eines bedeutenden Vorarlberger Volksteiles, nämlich der aus der Schweiz 'im 14. Jahrhundert eingewanderten Walser, vor Augen geführt, die sich in unerhörter Arbeitsamkeit und Willenskraft in den höchstgelegenen Vergregionen unserer Österreichischen Alpen (vereinzelt über 1700 m!) ein dauerndes Siedlungsgebiet erschlossen. Nach einer knappen, aber meisterhaft das Wesentliche aufzeigenden Darstellung der geographischen, klimatischen und historischen Verhältnisse läßt Ilg das harte Arbeitsleben dieser Hochgebirgsbauern in einem wissenschaftlich gehaltenen Grundriß vor unseren Augen abrollen und uns ihre kolonisatorische Leistung im Vergleich mit dem Marsch¬ bauern Norddeutschlands erkennen. Wie diese Stück um Stück ihres Nutzlandes in ständigem Kampf dem Meere abringen, kämpft der Walser mit Wald und Fels, um ihnen den kargen Er¬ trag für seine hochwertige Viehzucht abzunötigen. Mit Interesse darf man daher von dem Ver¬ fasser, der sich übrigens auch durch eine lesenswerte Monographie über die Entwicklung der Sense (Schlernschriften 53, Beiträge zur Volkskunde Tirols, 1948) um die Erforschung landwirtschaft¬ licher Teilfragen verdient gemacht hat, die baldige Fertigstellung des zweiten Teiles seines Werkes erwarten, der über Brauchtum, Volksglaube, Sage, Märchen und Rechtsauffassung der Walser berichten wird. E. B. Rudolf Heckl: Die Landschaften Oberösterreichs im Spiegel des Bauernhauses. Mit vier Tafeln. Sonderabdruck aus: Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Bd 91 (1949) H. 1—6. Es ist eine ihrem Umfang nach — 23 Seiten — recht unansehnliche Arbeit, die Rudolf Heckl in den Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft veröffentlichte und sie könnte leicht ob ihrer äußerlichen Dürftigkeit in der Flut von Neuerscheinungen unbeachtet bleiben. Wer jedoch diese Blätter liest, ist von der ersten Seite an gefesselt, nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch die Gerafftheit des Stils, die Bestimmtheit des Ausdrucks und durch die dramatische Art der Darstellung. Noch kein Forscher vorher hat so in das Wesen der oberösterreichischen Kulturlandschaft hin¬ eingeleuchtet wie Heckl. In überzeugenden Gedankengängen leitet er im ersten Kapitel durch Klä¬ rung der Begriffe „Landschaft“ („ein Gebiet, welches durch seine Erscheinungsweise ein nur ihm eigentümliches Gepräge erhält“) und „Bauwerk“ als „verdichteter Naum“ über zu dem Gegen¬ stand Oberösterreich, das er mehrmals als Land mit der gesündesten ländlichen Struktur in Europa zitiert. Ist schon dieses erste Kapitel ein Musterbeispiel von Stoffballung, von Meisterung des Stoffes, so gelingt es Heckl im Hauptteil, seine Gedanken durch Kartenbeigaben in anschauliche und überschaubare Form zu bringen. Im „Gelenkraum Oberösterreich“ spiegeln sich, wie in einer 378

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