Schrifttum erschwert zu haben, im Gegenteil: sie befreiten ihn von der sein höheres Schaffen unterbindenden Verpflichtung, eine neue Karte des Landes herzustellen ließen ihm nicht nur sein Gehalt regelmäßig ausbezahlen, sondern widmeten ihm auch für überreichte Druckwerke ansehnliche Ehrengaben und übernahmen sogar die Einlösung von Schulden, die er bei Prager Buchhändlern hinterlassen hatte, wozu noch die Großzügigkeit in der Bewilligung langfristiger Urlaube kommt. Starhem¬ berg, Tschernembl, Förger, die Herren von Polheim und Maximilian von Liechten¬ stein ließen ihm vollen Schutz gegen seine Feinde und warmes Wohlwollen zuteil werden, ihm als Freunde der Wissenschaften und Verehrer seines Genies das Glück vertrauten Umgangs schenkend. Zu den Verordneten der Stände gehörte auch Abt Anton Wolfradt von Kremsmünster, der als Hofkammer¬ präsident Ferdinand II. durch eine Geldunterstützung die Herausgabe von Keplers Werk „Epitome Astronomiae Copernicanae“ förderte, das als erste Himmelskunde auf der Grundlage der kopernikanischen Lehre und zugleich als erstes Lehrbuch der Himmelsmechanik von weitreichender Bedeutung war. Der Kaiser selbst bestätigte am 30. Dezember 1621 Kepler in der Stellung als Hof¬ mathematiker und nahm ihn von den gegenreformatorischen Maßnahmen der fol¬ genden Jahre aus, sodaß Kepler sich auch weiterhin unbehelligt seinen wissenschaft¬ lichen Arbeiten in Linz widmen konnte. Auch das Ausweisungsdekret, das als Folge des Reformationspatentes vom 10. Oktober 1625 alle Nichtkatholiken traf, fand auf Kepler, aber auch auf seinen Drucker Johann Plank, der gleichfalls Protestant war und blieb, keine Anwendung; Kepler erhielt sogar die Erlaubnis, zum Druck der Rudolphinischen Tafeln geeignete Leute ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis aufzunehmen. Die Versiegelung der Bibliothek Keplers durch die Reformationskommission war zwar eine harte Maßnahme, die den an seinen Büchern hängenden Gelehrten schwer verletzte; aber dieses unliebsame Zwischen¬ spiel wurde mit Hilfe des Jesuitenpaters Paul Guldin, eines namhaften, mit Kepler in freundschaftlichem Verkehr stehenden Mathematikers, bald beendet. Zu diesen ausreichenden Beweisen gegen eine Unterdrückung Keplers in Linz kommt noch ein besonders wichtiges Selbstzeugnis, mit dem der Schöpfer der Welt¬ harmonik in Anspielung auf sein Geburtshoroskop den Einfluß der Gestirne auf seine Leistungen ablehnt und sich in Dankbarkeit nicht nur zu Kopernikus und Tycho Brahe, sondern auch zu den Kaisern Rudolph und Matthias sowie zu Ober¬ österreich und dessen Ständen bekennt. Das unser Land betreffende Stück dieses Selbstzeugnisses, das im 7. Kapitel des IV. Buches der „Weltharmonik“ steht, lautet in Max Caspars Übersetzung: „Nicht war da der Steinbock des Saturn die Herberge der Planeten, sondern Oberösterreich das Haus des Kaisers, wozu die Freigebigkeit kam, die mir auf meine Vitte seine Stände in ungewöhnlichem Maß erzeigten. Hier ist der Winkel, *) Der von Caspar gebotenen Geschichte dieser Landkarte fehlt zur Vollständigkeit die Be¬ rücksichtigung der von Hanns Kreczi in Heft 1 der „Beiträge zur Linzer Stadtgeschichte" (Linz 1947) veröffentlichten Arbeit „Kepler, Holzwurm und die oberösterreichische Landkarte“. Nach 18* 275
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