OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter ausmachte, so ist dies einzig und allein Verdienst der Gewerkinnen. Denn auch das andere, das Herzhafte, das Gemüt, die Wärme, fehlte nicht, nur wurde davon nicht gesprochen. Aber trotzdem war dieses vielleicht manchmal Unterdrückte und Uneingestandene da und es wird versinnbildet durch jene Blume, mit der die tapferen Hände dieser Frauen im Bildnis verewigt sind. Über die sensenschmiedische Küchenkultur wurde schon genugsam berichtet und geschrieben. Sie erschöpft sich gewiß nicht im Speiszettel allein. Vergessen wir nicht, daß die sensenschmiedischen Jahrhunderte noch den offenen Küchenherd hatten, daß riesige geschmiedete Pfannen notwendig waren, deren Handhabung Amazonenkraft erforderte, um z. B. für die Schmiede und Knechte das Früh stücksmus zu bereiten. Daß die Schmiede entsprechend ihrem Beruf so oder so zu den stärksten Essern zählten, ist nicht absonderlich. Diese „Essmeister“ waren wahre Eßmeister und die Knechte und Buben standen ihnen keineswegs nach. Tatsächlich richtet sich das sensenschmiedische Jahrlaufsbrauchtum nicht zuletzt nach den besonderen Speisen und Mählern, die jeweils verabreicht werden mußten, denn nach der Hausordnung stand die Speisenfolge jedem zu. Da gab es etwa am Vorabend vom Hl. Dreikönigtag in der „foasten Rauhnacht“ die „Berchtl¬ milch", ein Brauch, der auch sonst gerade im Kirchdorfer Bezirk bekannt ist, zu Östern kam eine Schüssel Weichfleisch auf den Tisch und jedermann bekam seine fünf roten Eier, an den sonstigen Feiertagen gab es noch Butterkrapfen oder Germkrapfen, ohne die auch heute noch kein bäuerliches Fest verlaufen kann. Viel zu wenig Sicheres ist aber über das bei den Sensenschmiedfamilien geübte Jahrlaufsbrauchtum bekannt. Durch einen glücklichen Zufall ist dank der Sammelfreude von Fräulein J. Rieder in Spital am Pyhrn ein sehr alter Christbaumschmuck erhalten geblieben. Dadurch wissen wir, daß der Christ¬ baum schon ziemlich früh, vermutlich schon in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts in die Sensenschmiedhäuser Eingang gefunden hat. Durch das seltene Kinderspielzeug eines Almabtriebes, das aus dem Helmlwerk von Dirnbach stammt, werden wir erneut darauf aufmerksam, wie sehr die sensenschmiedische Kultur mit dem Bauerntum verbunden geblieben ist. Ein anderer Brauchtums¬ kreis ist der von Geburt, Hochzeit und Tod. Es seien da nur einige Sitten heraus gegriffen, die heute noch gleichsam gegenständlich faßbar sind. Da gibt es noch die Krösenbüchsen, die Weisatschüsseln und die Tauftaler, da werden noch die kostbaren Taufkleidchen, von eigener Hand mühselig gehäkelt, in den Familien auf¬ bewahrt. Wir kennen ferner die Zurüstungen für Taufmahl, Hochzeitsmahl und Totenzehrung. Vieles, was an schönen sensenschmiedischen Trachten vorhanden ist, muß wohl als Brauttracht gewertet werden. Durch den Gebrauch der Totenkrone erhalten wir einen Einblick in das große Zeremoniell eines sensenschmiedischen Begräbnisses in der alten Zeit. Immer enger zieht sich so der Kreis um die Persönlichkeit der Sensenschmiede selbst. Alles, was wir bisher betrachtet haben, ist ja nur Aus¬ druck und Ausstrahlung der Männer und Frauen, um die herum sich das Leben 246

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