Oberösterreichische Heimatblätter Die beiden Löwen erscheinen bei den Zunftemblemen gewisser Zünfte immer wieder auf. Diese waren zur Führung der Löwen im Zunftwappen infolge des Kriegs¬ dienstes berechtigt und waren auf diese Bevorzugung stolz. Fühlten sich die Zunftmitglieder so in ihrem täglichen Leben zusammengehörig, so trat dieses gemeinsame Empfinden, geboren aus gleichen Interessen und aus weltanschaulicher Verbundenheit, zuletzt auch in Erscheinung, wenn es sich darum handelte, dem toten Zunftgenossen die letzte Ehre zu erweisen. Der Sarg, bedeckt mit dem Bahrtuch aus schwarzem Samt, geschmückt mit der Totenkrone und den Totenschildern der Zunft, wurde von den Zunftmitgliedern getragen und alle Meister und Gesellen folgten dem toten Zunftgenossen, denn es war höchste Ehrenpflicht, am Begräbnis teilzunehmen. Bei schwerer Strafe durfte ohne wichtigen Grund kein Angehöriger der Zunft, ob Meister oder Geselle, dem Be¬ gräbnis fernbleiben. Die Totenkronen, aus Laubwerk und Posamenten gebildet, waren vielfach kleine Meisterstücke des Kunstgewerbes. Die Totenkrone der Nagel¬ schmiede von Losenstein, die sich heute in der Heimatsammlung der Schule in Losenstein befindet, ist in Schmiedeeisen einfach ausgeführt und hat als Emblem der Zunft drei Nägel. Auch die beiden Totenschilder der Nagelschmiede von Losen¬ stein, die ursprünglich Besitzstand der Nagelschmiedzunft Losenstein war und heute gleichfalls in der Heimatsammlung der Schule Losenstein verwahrt wird, sind einfach gestaltet. Beide sind aus Eisenblech und weisen auf gemalten Darstellungen die Auferstehung Christi und das Fegefeuer mit dem Höllendrachen auf. Solche Totenschilder sind nicht allzu häufig auf uns gekommen und daher ein wertvoller Bestand aus der Vergangenheit des Gewerbes. Zunftaltertümer sind ein Stück Gewerbegeschichte, eine bedeutende Quelle zur Erforschung des Handwerks und seiner Standesorganisation und daher wert, daß sie treu und mit liebender Sorgfalt behütet werden. Schrifttum C. Mummenhoff, Das Handwerk in der deutschen Vergangenheit (Leipzig 1901). — E. Schmidel, Aus der Geschichte der oberösterreichischen Eisenindustrie, Linzer Volksblatt Ig 37 (1905) Nr. 249. — H. Übell, Vom Hausrat der Zünfte (Linz 1909). — Th. Berger, Aus der Geschichte der Messererinnung in Steinbach an der Steyr, U. Beil. der Linzer Tages-Post Ig 1911 Nr. 35. — Ed. Straßmayr, Aus dem Wirtschaftsleben der oberösterreichischen Sensenschmiede, Heimatgaue Ig 1 (1929) S. 165 —175. — G. Goldbacher, Aus der Entwicklungsgeschichte der Messererindustrie in Oberösterreich. In: Österreichs Industrie (Linz 1925) Bd 1 S. 72 —75. — P. Blumauer, Die Sensenindustrie in Oberösterreich, ebenda S. 76 f. — K. Gröber, Alte deutsche Zunftherrlichkeit (München 1936). — Das Eisen in Geschichte und Kultur des Landes ob der Enns. Sonderausstellung des oberösterreichischen Landesmuseums 1949 (Linz 1949). J. Ofner, Der Handwerkerstand in der tausendjährigen Geschichte Steyrs (Steyr 1949). 242
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