OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter aus dem Handwerksleben zur Darstellung gebracht. Auf diese Weise sind diese Flügelladen für die Geschichte des Handwerks von großer Bedeutung. Häufig sind auch an Stelle handwerklicher Darstellungen die Embleme der betreffenden Zunft wiedergegeben. Die Flügel selbst zeigen auf der Innenseite gewöhnlich Meister oder Gesellen im Arbeitsgewand oder auch in der Festtracht. Daher be¬ reichern diese Flügelladen nicht nur unsere Kenntnisse über das Handwerk der Vergangenheit, sondern sind auch trachtengeschichtlich von hohem Wert. Karl Gröber stellt in seinem Werk „Alte deutsche Zunftherrlichkeit“ fest, daß die Flügelladen in den Hansastädten völlig unbekannt waren und daß sie auch über die schwäbischen und fränkischen Reichsstädte hinaus kaum vorkamen. Umso wertvoller und wichtiger sind die Beispiele, mit denen belegt werden kann, daß das Eisenhandwerk in Oberösterreich solche Zunftheiligtümer besaß. Die Innung der Messer- und Scherenschmiede von Steinbach - Grünburg ist im glücklichen Besitze von zwei derartigen Flügelladen, die in der großen Eisenausstellung des Landesmuseums durch das Entgegenkommen der Eigentümer zur Schau gestellt werden konnten. Die Flügellade der Steinbacher Messerergesellen ist ziemlich einfach gehalten. Sie weist auf der Innenwand der Lade die Blattkrone mit den gekreuzten Schwertern als Emblem der Messerer auf und daneben die Jahreszahl 1656. Unter dem Zunftsymbol steht die tertliche Bezeichnung: „Einer Ersamen Pruederschaft der Messerer Geselen Ihr Bestate Herberg“. Die Innenseiten der beiden Flügel bringen vier Messerergesellen mit den Initialen, die Außenseiten tragen wieder den Bezeichnungstext. Reich ausgestattet ist die zweite Flügellade der Steinbacher Messerer-, Klingenschmied- und Schleifergesellen aus dem Jahre 1773. Sie ist im Nokokostil gehalten. Im Inneren ist als Brustschild eines Doppeladlers das Messereremblem, die Blattkrone mit drei Schwertern zu sehen. Von diesem hängt eine Rocaille herab, die mit dem Turnierhelm bekrönt ist und aus der wieder das Messerer¬ emblem in Goldfarben leuchtet. Die Innenseiten der Flügel bringen in Rokoko¬ einfassung vier jugendliche Gesellen in Feiertagstracht. Auf der Außenseite der Flügel bezeichnet ein geschmackvoll angeordneter Text die Lade als Eigentum der Bruderschaft: „Mit disem Confirmirt und erneueret eine Ehrsame Bruederschafft deren Messerer gling- schmidt und Schleiferergeselln allhier in der Kayß: Kö: Briv: Werckstatt Stainbach ihre Löbl. Uhralte gewohait u: Artickln ihre eigne Ladt U: Bestaettigte Hörberg.“ Die Umrahmung zeigt oben in der Mitte das Bild der hl. Barbara, auf der Unterseite die Schrift: „Unter dem Schutz der H. Jungf. u. Mart. Barbara im Jahre Christi 1773. Es könnte befremden, daß auch die Gesellen derartige Flügelladen hatten. Vollberechtigte Zunftmitglieder waren ja nur die Meister. Außer diesen umfaßte die Zunft auch die Lehrlinge und Gesellen, die aber nur als Schutzverwandte, Schutzgenossen angesehen wurden. Aber schon seit der zweiten Hälfte des 14. Jahr¬ hunderts waren die Gesellen bestrebt, sich in eigenen Verbänden zusammenzu¬ 288

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