OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Ofner: Die erste Anlage des Roß- und Schiffweges von Steyr bis Haimbach bei Altenmarkt Die erste Anlage des Roß- und Schiffweges von Steyr bis Haimbach bei Altenmarkt Von Josef Ofner (Steyr) Nur spärliche Reste des im 16. Jahrhundert erbauten und bis zur Eröffnung der Kronprinz-Rudolf-Bahn begangenen Roß- und Schiffweges1) von Steyr ennsaufwärts blieben bis heute erhalten. In nicht allzu ferner Zeit aber werden auch sie zum Teil von den Fluten der Enns bedeckt sein, wenn mit der Vollendung des Kraftwerkes bei Großraming die Stauung des Wildwassers einsetzt. Wie eine Urkunde Herzog Albrechts aus dem Jahre 1373 berichtet, benützte man von altersher neben der Landstraße den rasch dahineilenden Gebirgsfluß zur Verfrachtung des Eisens aus dem Innerberg2). Dieser Floßtransport jedoch war infolge der reißenden Strömung und der vielen Felsklippen mit zahlreichen Ge¬ fahren verbunden. Besonders fürchtete man die Stromschnelle bei Großreifling, die Strub, die Jöserling 3) und die felsige Talenge bei Großraming. Hier und an an¬ deren gefährlichen Stellen überwachten Fergen die Fahrt der Flöße *). Bereits im Jahre 1398 veranlaßten die Steyrer die Entfernung einiger Steine aus dem Flußbett, wofür sie von Freistädter Kaufleuten, die nach Venedig handelten, eine Beihilfe verlangten *). Die Eisenverflößung war aber nicht nur gefährlich, sie war auch unwirtschaftlich. Da auf einem Floß nur 60 Zentner verladen werden konnten, benötigte man eine große Anzahl Fahrzeuge dieser Art und damit eine beträcht¬ liche Menge Rafholz (Floßholz) 6). Auch die Eisengewinnung verschlang viel Holz. Es zeigte sich daher zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein fühlbarer Holzmangel, der die Regierung bewog, die Beförderung des Eisens auf Schiffen vornehmen zu lassen 7). Die Durchführung dieses Planes verlangte nun die Anlage eines Ro߬ und Schiffweges. Im September 1533 erging an Steyr der kaiserliche Auftrag, den „wasser stranck die Enns von Steyr aus bis gen Reifling“ besichtigen, überschlagen und *) Der Ausdruck „Roß- und Schiffweg“ für die spätere Bezeichnung Treppelweg oder Schiff¬ weg findet sich häufig in den Quellen des 16. Jahrhunderts. 2) O. H. Urkundenbuch, Bd 8 S. 631. 3) Jeserling, Geserling, Gössling. *) L. Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, Archiv f. österr. Geschichte, Bd 89 S 511. — H. Pirchegger, Das steirische Eisenwesen bis 1564. Steivisches Eisen, Bd II S. 66. 5) Pirchegger, a. a. O., S. 66, Anm. 19. 6) K. Kaser, Eisenverarbeitung und Eisenhandel, Beiträge zur Geschichte des österr. Eisen¬ wesens Abt. II Heft 1 S. 152. 7) E. Neweklowsky, Die alte Ennsschiffahrt, Heimatgaue, Ig 1. (1920) S. 161. 225

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2