Oberösterreichische Heimatblätter uns die Bezeichnung Waldeln 32), auch Wald- oder Waidhofenerzillen 33) über¬ liefert ist, waren rückwärts (an der Stoir) verhältnismäßig hoch gebaut, damit sie, wenn sie vom hochgelegenen Roßweg über die Furten gezogen wurden, nicht Wasser schöpften. Sie wurden nauwärts mit vier Ruderbäumen geführt, die wegen der scharfen Krümmungen im Flußlauf kürzer waren als die auf der Donau üblichen. Die beiden vorderen wurden bei der Gegenfahrt in die Zille hinein¬ genommen. Eine Verwendung von Einsetzrudern, wie sie auf der Traun üblich waren, oder der Saureiben (des Timons), wie sie zur Steuerung beim Gegen¬ fahren auf der Donau im 19. Jahrhundert gebräuchlich wurden, finden wir auf der Enns nicht. Gegenwärts wurden die Zillen, wie wir auch aus den Bildern sehen, durch vier Pferde gezogen, von denen meistens zwei beritten waren. Bei jedem Fahrzeug waren fünf bis sieben Schiffleute und ein Aufleger, der dem Zugseil über Hindernisse hinweghelfen mußte. In der Naufahrt wurden die Pferde im Schiffe mitgeführt. Mitte des 19. Jahrhunderts werden uns die Zillen als 14½ Klafter lang, 9½ Schuh breit und mit 28 bis 29 Zoll Tiefgang be¬ schrieben. Sie fuhren zwei Jahre auf der oberen Enns und wurden dann für die untere Enns und die Donau verkauft 34). Die Schiffahrt auf der Enns oberhalb Steyr wurde durch Schiffmeister be¬ trieben, die hauptsächlich ihren Sitz in Weyer hatten, wie der um 1630 mehrmals genannte Elias Kholler 35). Die Steyrer Schiffmeister, die seit alter Zeit eine Schiffmeisterinnung hatten 36), betrieben hauptsächlich die Schiffahrt unterhalb Steyr. An sie erinnert heute noch die dortige Schiffmeistergasse. Später betrieb die Innerberger Hauptgewerkschaft die Schiffahrt auf der Enns auf eigene Rechnung. Zum Schlusse wurde sie an den Schiffmeister Anton Aigner in Klein¬ reifling übertragen 37) Die Fahrzeuge konnten nauwärts eine Ladung von 240 bis 280 Zentner bei einem Wasserstand von 23 Zoll unter bis 22 Zoll ober Null am Weyerer Pegel führen. Bei 25 Zoll ober und 43 Zoll unter Null wurde nicht mehr gefahren. Gegenwärts konnte ein Schiff 110 bis 120 Metzen schweres Getreide, 180 bis 200 Metzen Hafer oder 80 bis 90 Zentner andere Güter befördern. Die Zillen fuhren früh morgens von Weyer nach Steyr (Weyerer Schiff) und kehrten am nämlichen Tage bis Ternberg, am folgenden Tage nach Weyer zurück. Nach Weißenbach fuhren sie früh von Weyer ab und kehrten zwischen 2 und 4 Uhr nachmittags mit Eisen dahin zurück. Die Menge der verführten Güter betrug 1849 — 51 durchschnittlich jährlich: 32) Mündliche Mitteilung alter Schiffleute vom Jahre 1919; Neweklowsky, Die alte Enns¬ schiffahrt, Heimatgaue Bd 1 (1919/2) S. 162. 33) Statistische Central-Commission, Schiffahrt und Verkehr 1865. 3*) Handels- und Gewerbekammer für das Kronland Oberösterreich, Jahresbericht 1851, G. 56. 35) Stadtarchiv Steyr, Ratsprotokolle 1631. 36) O. ö. Landesarchiv, Abt. Gew., Cameralia, Fasz. 145 „Schiffleute“. 37) Gr. Goldbacher, Die alte Schiffahrt auf der Enns, Tages-Post (Linz) 28. Jänner 1922. 222
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2