OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Kurzel-Runtscheiner: Vier unbekannte Darstellungen zur Geschichte des österreichischen Eisenwesens verwirklicht. Dies hätte damals schon aus rechtlichen Gründen nicht geschehen können, da in jener Zeit die Anteile am Berge noch in verschiedenen Händen waren. Die Voraussetzungen für eine solche Fördereinrichtung ergaben sich 'erst nach der im Jahre 1625 erfolgten Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft oder vielleicht sogar nach deren Reorganisation 1669. Wendet man das betrachtete Blatt von 1613 um 180 Grad, dann hat man den anderen Talhang mit dem auf einer Rückfallkuppe stehenden Schichtturm oder Wachturm vor sich. Die Darstellung der beiden Talhänge wird durch jene des Talgrundes ergänzt, die beide im Bogen verbindet. Ob eine derartige Dar¬ stellung damals üblich war, ist zur Zeit nicht zu klären. Es sei jedoch auf den Plan der Bergstadt Kitzbühel verwiesen, den Matthias Burglehner dem neunten Kapitel seiner im Wiener-Staatsarchiv verwahrten Handschrift „Des Tirolischen Adlers erster bis vierter Teil“ einfügte, die 1619 bis 1639 entstand; dieser Plan zeigt die alte Bergstadt von einer Aussicht ins Gelände umgeben, die ringförmig um die Baulichkeiten der Stadt angeordnet ist. Es bieibt unklar, ob diese Dar¬ stellung von Kitzbühel von jener von Eisenerz abhängig ist oder ob beide auf gemeinsamen Vorbildern fußen. Die dritte der um das Jahr 1613 entstandenen Zeichnungen (Abb. 4) zeigt den Holzrechen von Groß-Reifling, der vom schon erwähnten Hans Gasteiger 1570 errichtet wurde; dieser Rechen ermöglichte es, das im Flußgebiet der Salza und auf den dieser zugekehrten Hängen der Mariazeller Alpen und des Hochschwab gewonnene Holz für die Hammerwerke im oberen Ennstal bereitzustellen. Es dürfte dies wohl die älteste auf uns gekommene Zeichnung eines Holzrechens sein. Einmalig ist auch die Darstellung der Hebe¬ zeuge zum Länden des Triftholzes. Aus dem Original ist jedoch zu ersehen, daß diese die Ländearbeit teilweise mechanisierenden Hebezeuge, die von Wasser¬ rädern angetrieben wurden, nicht von Gasteiger selbst geschaffen, ja wohl erst nach 1613 errichtet worden sind; denn sie wurden ebenso wie auch die auf diesem Blatt dargestellte Figur eines Holzarbeiters von einer späteren Hand in die ursprünglich ohne mechanische Hebezeuge dargestellte Anlage eingezeichnet. Die vierte der neu aufgefundenen Handzeichnungen (Abb. 3) zeigt die Verhüttung von Eisenerz im Blähhaus. Besonders wertvoll ist diese Handzeichnung dadurch, daß bis jetzt eine ins Einzelne gehende Darstellung des Verlaufes des Stuckofenverfahrens überhaupt nicht bekannt war und daß einzelne Fachausdrücke, die bisher umstritten waren, durch die Beschriftung dieser Zeichnung eindeutig geklärt werden. Zu diesen Fachausdrücken gehört insbesondere das Wort „Lauchen“; es bedeutet die vollständige Teilung der noch glühenden Eisenmaß mit wohl aus Stahl bestehenden Keilen, die von eigenartig geformten Schlögeln angetrieben wurden. Der Werkstoff dieser scheibenförmigen Schlögel¬ köpfe dürfte wohl Holz gewesen sein. Denn Hämmer mit Metallköpfen dieser Größe dürften wegen ihres übermäßigen Gewichtes kaum in der Weise schwingbar gewesen sein, wie dies in der Zeichnung dargestellt ist. Bestanden die Köpfe aber 209

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