OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter „Innerberg“ angeschrieben: dies geschah wohl in der Absicht, anzudeuten, daß das in diesem unteren Teil des Berges abgebaute Eisenerz Innerberg zugehörig ist (Abb. 2, Ausschnitt aus Abb. 1). Am Fuß des Erzberges, links unterhalb von diesem dargestellt, liegt Eisenerz. Der Ort ist überlagert von der Oswaldi¬ Kirchenanlage; außerdem sieht der Beschauer das Verweserschlössel, das Rathaus, die Frauenkapelle, zahlreiche Gewerkenhäuser, Knappenbehausungen und acht Nadwerke mit ihren Blähhäusern. Es ist dies dieselbe Zahl von Blähhäusern, die auch die Ansicht von Merian von 1649 zeigt; auch ist deren Lage auf beiden Darstellungen die gleiche. Den Röststadeln dieser Radwerke wird das Eisenerz über einen steilen Zufahrtsweg mittels schwerer vierräderiger Wagen zugeführt, die mit zwei im „Tandemzug“ angeschirrten Pferden bespannt sind. Wagen gleicher Art besorgen auch auf der als letzter zu besprechenden Federzeichnung die Zufuhr von Erz und Holzkohle zum Blähhaus. Ein kaum lösbares Rätsel aber gibt der auf dieser Zeichnung dargestellte Bremsberg auf: denn ein solcher wurde am steirischen Erzberg erst lange nach 1613 errichtet. Allerdings war der Gedanke, einen Bremsberg auf den steilen Hängen des Erzbachtales zu schaffen, nahe¬ liegend; schon Hans Gasteiger, der große Wasserbaumeister (1499 — 1577), der das letzte Jahrzehnt seines Lebens den wasserbaulichen Arbeiten an der Enns und den Verbesserungen der Arbeitsverhältnisse im steirischen Eisenwesen widmete 2), soll, wie Hans Pirchegger in seinem grundlegenden Werk „Das steirische Eisenwesen von 1564 bis 1625“, Graz 1939, mitteilt, die Absicht gehabt haben, das Erz mit einem Gestäng- oder Rollwerk zu den Blähhäusern zu bringen. Dieser Plan ist allerdings von Gasteiger niemals ausgeführt worden, ja vielleicht damals nicht einmal bis zum Projektstadium gediehen. Es hat dann ein uns unbekannter Kunstmeister am Beginn des 17. Jahrhunderts diesen Gedanken nochmals aufgegriffen und in der uns nun vorliegenden Zeichnung dargestellt: Ein Zufahrtsweg führt zum oberen Anschlag; auf der projektierten Trasse sieht man die beiden dem Erztransport dienenden Hunde im Gegentrieb durch ein Zugseil verbunden. Aber auch dieser Vorschlag des Jahres 1613 wurde nicht 2) Siehe den Aufsatz des Verfassers „Wasserbau am Beginn der Neuzeit" in „Die öster¬ reichische Furche (Warte)“ Nr. 10 vom 5. März 1949. Gasteiger ist entweder im Sterzinger oder im Kitzbüheler Bergbaugebiet als Abkömmling einer zu den „Bergbauverwandten“ ge¬ hörenden Familie geboren, die ursprünglich im Außertal von Mareit bei Sterzing auf einem „Zu Gasteig“ genannten Bergbauernhof ihren Sitz hatte, wo ein Henricus Gasteig schon 1311 genannt wird. Seit 1567 war Hans Gasteiger, der damals schon im 68. Lebensjahre stand, mit der Errichtung von Holzrechen im Tal der Enns bei Hieflau und bei Groß-Reifling, sowie mit der Schiffbarmachung dieses Flusses zwischen Hieflau und Steyr beschäftigt. Er führte diese zu den größten Ingenieurleistungen der damaligen Zeit gehörenden Arbeiten in nie ermüdender Energie trotz sehr schwerer Geld- und personaler Verhältnisse und trotz der mehrfachen geradezu katastrophalen Hochwasser der Baujahre bis 1572 zu Ende. Dann wurde Gasteiger von Kaiser Nudolf II. als Oberbaumeister der Wassergebäude zu Nußdorf nach Wien berufen. Er starb in Nußdorf mitten in vollster Tätigkeit am 26. Dezember 1577 und wurde auf dem Nußdorfer Friedhof begraben. Ein an ihn erinnerndes Epitaph besteht noch heute in der Kirche von Landl an der Enns. 208

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2