OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Vier unbekannte Darstellungen zur Geschichte des österreichischen Eisenwesens Von Dipl.-Ing. Erich Kurzel-Runtscheiner (Wien) Während der Vorbereitungen zur Jahresausstellung 1949 des Oberöster¬ reichischen Landesmuseums „Das Eisen in Geschichte und Kultur des Landes ob der Enns“ fand Oberarchivrat Dr. Alfred Hoffmann vier bisher unbekannte Darstellungen zur Geschichte des heimischen Eisenwesens auf. Diese Hand zeichnungen lagen unbeachtet als lose Blätter in der Handschrift 1041 des Archivs Steyr-Lamberg aus dem Jahre 1613. Obwohl die Federzeichnungen in keinem Zusammenhang mit der Handschrift stehen, in der sie aufgefunden wurden, dürften sie doch aus derselben Zeit stammen. Die Vermutung, daß diese Handzeichnungen noch aus dem 16. Jahrhundert stammen, ja vielleicht sogar vom großen Wasser¬ baumeister Hans Gasteiger mit eigener Hand entworfen worden seien, läßt sich — wie alsbald erkannt wird — nicht halten. Denn aus mancherlei Gründen ergibt sich, daß diese Blätter nur kurz vor, aber wohl kaum nach dem Jahre 1613 ent¬ standen sein können; sie mögen daher in der Folge als die Handzeichnungen des Jahres 1613 bezeichnet werden. Die Annahme dieser Entstehungszeit ergibt sich nicht bloß aus dem Ductus der Beschriftungen, sondern auch, und dies geradezu zwangsläufig, aus den Einzel¬ heiten der Kleidung und der Barttracht einiger auf einer der Handzeichnungen dargestellten Personen: trägt doch die eine den Mühlstein- und Duttenkragen, ein Kleidungsstück also, das erst um 1600, von den Niederlanden ausgehend, allge¬ meiner üblich wurde. Daß diese Kragenform um 1640 verschwindet, stützt eben¬ falls die Datierung „um 1613“, ja kann sogar als Terminus ante quem ange¬ sehen werden. Auch ist der Schnitt der Hosen zweier auf dem angezogenen Blatt dargestellten Personen jener der ersten Hälfte des 17. und niemals jener des 16. Jahrhunderts. Endlich ist die Barttracht jene, die knapp vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges üblich wurde. Die Darstellungen dieser Blätter sind schon aus dem Grunde besonders wertvoll, da das erste, das in dem vorhergehenden Aufsatz dieser Zeitschrift 1) be¬ handelt wird, den zeichnerischen Beweis dafür darstellt, daß in Neichraming einst mehrere Blähhäuser bestanden. Die drei anderen Handzeichnungen aber sind deswegen beachtenswert, weil zeichnerische Dokumente der Zeit, die das Eisenwesen um den steirischen Erzberg vor 1780 darstellen, — und dieses wird von jeder der drei nun in Rede stehenden Federzeichnungen behandelt — bis auf ganz wenige Ausnahmen fehlen; ja die eine der nun aufgefundenen Feder¬ *) W. Freh, Der Eisenbergbau im Lande ob der Enns, Abb. 2. 206

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