Freh: Der Eisenbergbau im Lande ob der Enns Eisenwerk Harmannschlag verhüttet. Im Hungerbauernhof finden sich noch ein¬ zelne schwere Eisenstangen, die aus diesem Erz erzeugt wurden. Tatsächlich be¬ finden sich unmittelbar neben dem auf halbem Hang gelegenen Gehöft zwei größere Pingen, nach Mitteilung des Besitzers einst tiefere Gruben oder Schächte, während mehrere hundert Meter entfernt am Fuß des Berges eine kleine, rasenbedeckte Halde das Mundloch eines heute verstürzten Stollens andeutet. Herumliegende Gesteinsbrocken zeigen, daß seinerzeit ein stark zersetzter, zum Teil in bereits limonitischen Grus zerfallener Granatfels von nicht unbeträchtlichem Eisengehalt abgebaut und als Eisenerz verwertet wurde. Das anstehende Gestein läßt er¬ kennen, daß der Granatfels auf einzelne, in den Grobkorngranit (Typus Weins¬ berg) eingesprengte Nester beschränkt ist; vermutlich Reste der alten, vorgranitischen Sedimente, die von der Granitisierung nicht völlig erfaßt wurden 45) Commenda erwähnt schließlich einen alten Bau auf Braun- und Noteisen¬ stein bei Gramastetten1). Die mineralogische Sammlung des Landes¬ museums besitzt zwar vom Jörgensbühel aus der Nachbargemeinde Walding mehrere Stufen von Braun- und Roteisenerz, das als Bindemittel eines Quarzit¬ konglomerates auftritt; über Spuren einer bergmännischen Gewinnung dieser Erze ist jedoch nichts bekannt. Ebenso ist über eine gleichfalls von Commenda angeführte Eisengewinnung in der Lindaumauer bei Weyer nichts näheres mehr in Erfahrung zu bringen; lediglich die bereits von Pillwein erwähnten Limonit¬ bildungen 32) in ehemals zugänglichen Höhlensystemen werden noch von den ältesten Einwohnern bestätigt; es dürfte sich demnach hier um ähnliche Karsterschei¬ nung wie am Arzberg und im Wendbachtale handeln. Die Geschicke des Eisenbergbaues im Lande ob der Enns liegen noch vielfach im Dunkel. Fest steht, daß sich seine Anfänge im Mittelalter fast ebenso weit zurückverfolgen lassen als in den benachbarten Alpenländern und daß die Eisen¬ gewinnung dem Lande in Zeiten der Eisennot nicht unbeträchtliche Dienste zu leisten vermochte. Daß sie nicht die Bedeutung des steirischen Waldeisens, das sich gegen den steirischen Erzberg durch Jahrhunderte behaupten konnte, erlangte, lag nicht an einem Mangel an Tatkraft, sondern an der Ungunst der natur¬ gegebenen Verhältnisse: Die obderennsischen Eisenbergbaue, von vornherein durch die allgemein geringere Ergiebigkeit ihrer Lagerstätten benachteiligt, lagen im Schatten des steirischen Erzbergers und im Sog des mächtigen Eisenstromes, der sich durch Jahrhunderte vom steirischen Erzberg über den Innerberger Hammer¬ bezirk in die Eisenstadt Steyr ergoß. Erst wenn letzterer abzusinken oder gar zu versiegen drohte, konnten andere, kleinere Quellen der Eisengewinnung in Er¬ scheinnung treten und vorübergehend zur Geltung kommen. 45) A. Köhler, Zur Entstehung der Granite der Südböhmischen Masse. Tschermaks mine¬ ralogische und petrographische Mitteilungen (Dritte Folge) Bd 1, Heft 2 (Wien 1948) S. 175—184. 203
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