OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Schrifttum wichte. Das allgemeine Bild eines mittelalterlichen Marktes wird ebenfalls gut entworfen, die Darstellung der Landwirtschaft ist völlig neu und beispielgebend für ähnliche Versuche. Selbst¬ verständlich fallen neben den Vorzügen auch einige schwächere Stellen an dem Buche auf. Es leidet manchmal an dem alten Fehler von Heimatbüchern, an zu langatmigen Quellenwieder¬ gaben. Man darf hier das Maß des für den Leser Erträglichen nicht überschreiten. Bei Aufzäh¬ lung von Geldwerten und Diensten sollte doch ab und zu eine Relation zu unseren heutigen Ver¬ hältnissen versucht werden. Die Anhäufung von Zahlen ohne Vorstellung ist von geringerem Wert. Bei der Darstellung der Entwicklung der Herrschaft Ruttenstein ermüdet die ununterbrochene Auf¬ zählung aller Wechselfälle im Besitz. Eine tabellenmäßige Zusammenstellung wäre bestimmt gün¬ stiger. Außerdem hätte der Verfasser versuchen müssen, mit einigen Worten das Wesen einer mittelalterlichen Herrschaft anzudeuten. Ein Laie begreift diese alten Zustände niemals ohne Kommentar. Diese wenigen Ausstellungen können jedoch den sehr guten Eindruck des Buches nicht mindern. Es sei vor allem Lehrern empfohlen, die heimatkundlich arbeiten wollen. So legt man Dr. Otto Wutzel eine gute Ortsgeschichte an. Beiträge zur Volkskunde Tirols. Festschrift zu Ehren Hermann Wopfners. Geleitet von Karl Ilg, 2. Teil. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1948. In den „Schlernschriften“, die sich als wissenschaftliches Jahrbuch längst einen so beachtlichen Namen gemacht haben, haben im 52. Band der Reihe Innsbrucker Historiker dem Altmeister der Tiroler Heimatkunde, Hermann Wopfner eine Festschrift dargebracht. Nun schließen sich die Volks¬ kundler Tirols und die Freunde der Volkskultur dieses Landes mit einer solchen Ehrengabe an. Die von Univ. Dozent Dr. Karl Ilg vorzüglich zusammengestellte Schrift umfaßt nicht weniger als 23 Einzelarbeiten, Bausteine zur Heimatkunde Tirols. Für den oberösterreichischen Benützer wertvoll sind vor allem die Beiträge von Ernst Burgstaller über das „Verziehn und Klausen¬ machen im österreichischen Brauchtum mit besonderer Berücksichtigung Tirols“. Daß dabei Doktor Burgstaller weitgehend den oberösterreichischen Brauch mit einbezieht, versteht sich von selbst. Unser Landsmann, der Geograph an der Innsbrucker Universität Hans Kinzl, untersucht „die be¬ völkerungsbiologische Lage des Bergbauerntums“, wobei er das statistische Material über 15 Tiroler Gemeinden auswertet. Die aufschlußreichen Ergebnisse lassen bedauern, daß über unsere analogen oberösterreichischen Verhältnisse noch keine derartige Untersuchung vorliegt. Die Arbeit über „Die Sense in ihrer Entwicklung und Bedeutung“ von Karl Ilg ergänzt unsere im Jahrbuch des Musealvereines (90. Band) erschienene Standardmonographie von Josef Zeitlinger. Die Arbeit Ulgs berücksichtigt dabei in Anwendung der Wopfnerschen Gedankengänge die arbeitskundliche Bedeutung dieses wichtigen landwirtschaftlichen Geräts in Bezug auf die Rodung und die Aus breitung der Viehzucht. Auch die übrigen Beiträge sind (z. B. „Zur Methodik der Volkscharakter¬ kunde" von Adolf Helbok) für die gesamte österreichische Volkskunde von großem Wert. Volkskunst und Hausgewerbe von 1500 — 1900 in Österreich. Zehn Bildkarten von Robert Beck, mit Erläuterungen von Dr. Ernst Kremeier. Erläuterungshefte „Oberösterreich" und „Salzkammergut“. Wien 1948. Das Museum für Volkskunde in Wien hat den vorzüglichen Plan gefaßt, in einer Reihe von „vorläufigen Einzelführern“ seinen Besuchern den gewaltigen Stoff seiner Schätze geistig aufzubreiten und zugänglich zu machen. Dies tut es u. a. mit übersichtlichen Bildkarten, die das Wesentliche der Volkskunst eines Landes vereinigen, und mit dazu erscheinenden „Erläuterungen“. In ihnen ist zwar sehr sorgfältig die einschlägige Literatur verarbeitet, doch wäre eine Ergänzung dieser durch den persönlichen Augenschein und die Kenntnis der zahlreichen oberösterreichischen und Salzkammergutmuseen erwünscht gewesen. So bekommt etwa Aussee in der Darstellung der Salz¬ kammergut-Volkskunst ein bedeutendes Übergewicht, einfach weil es im Vergleich zum übrigen Kammergut in der Literatur ungleich stärker gewürdigt erscheint. Wann gab es in Aussee holz¬ geschnitzte Masken? Sehr nützlich ist das angeschlossene Ortsverzeichnis, in dem allen Belegorten der Karte die Sachgüter der Volkskunst zusammt den Literaturangaben zugeordnet erscheinen. 185

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2