Oberösterreichische Heimatblätter trotz manchem doch „treukatholische“ Gesinnung Kaiser Ferdinands I. (S. 155). In der großen Streitfrage, wie die religiöse Haltung Kaiser Maximilians II. aufzufassen ist, scheint sich Eder, soweit aus der knappen Darstellung zu ersehen ist, den „Rettungsversuchen“ nicht anzuschließen. Er sagt: „Sein Herz war drüben, aber sein Verstand aus Gründen der Staatsräson hüben (auf der Seite der katholischen Kirche). Unter ihm lagen die Hoffnungen der Kirche nicht mehr beim Kaiser, sondern bei den eigenen Kräften“ (S. 169). Hier ist wohl das Richtige prägnant gesagt. In der Beurteilung Kaiser Ferdinands II. schließt sich Eder dem ziemlich anerkennenden Urteil des bekannten reichsdeutschen protestantischen Forschers Karl Brandi an, der dem Habsburger unerschütterliche Folgerichtigkeit und Ausdauer zubilligt und feststellt, daß doch bei allen Ein¬ flüssen der Kaiser immer die letzte Entscheidung gegeben hat. Man darf sich also den Fürsten nicht mehr, wie das früher öfters geschehen ist, als allzu finsteren Fanatiker vorstellen (S. 340). Eine gute Ergänzung des Buches von Eder ist der gerade erschienene 2. Band der österreichischen Kirchengeschichte von Ernst Tomek (Innsbruck 1949), der dieselbe Zeit behandelt. Das ausführliche und exakte Verzeichnis der Quellen und Darstellungen über die be¬ handelte Periode (S. 371—436!) ist für den Historiker, der sich mehr in dieses Zeitalter ver¬ tiefen will, höchst wertvoll. Ein gutes Register vervollständigt den Band. Möge der kenntnis¬ reiche Verfasser unter hoffentlich leichteren Voraussetzungen sich bald wieder der Herausgabe eines kirchengeschichtlichen Werkes widmen können! Wir haben sehr wenige Historiker, die solche Aufgaben so gut wie er bewältigen können. Dr. Hans Kramer (Innsbruck) Friedrich Schober: Unterweißenbach. Ein Heimatbuch des Marktes und seiner Umgebung. 124 Seiten und 12 Abbildungen. Linz 1948 (O. S. Landesverlag). Geb. S 12.—. Das „Heimatbuch“ Friedrich Schobers über den Markt Unterweißenbach gibt willkommene Gelegenheit, über Wesen und Aufgabe einer Ortsgeschichte nachzudenken. Die Wiener historische Schule hat bisher bewußt die Heimatkunde vernachlässigt. Die Geschichtsforscher an den Hoch¬ schulen fanden nur die Themen aus der Reichsgeschichte und vielleicht noch aus der allgemeinen Geschichte der Länder einer Bearbeitung würdig. Die Hauptgebiete einer Landeskunde: Herr¬ schafts-, Stadt- und Ortsgeschichte wurden bis vor wenigen Jahren völlig übersehen. Es darf deshalb nicht wundernehmen, wenn diese Forschungsbereiche in den Händen laienhafter Freunde, die sich allein darum bekümmerten, ein Dasein abseits vom Wege fristen mußten. Die Liebe zur Heimat war bei den Bearbeitern meist größer als das sachliche Können. Es ist ein erfreuliches Zeichen unserer Zeit, daß gerade in schweren Stunden, da man politisch und wissenschaftlich nur von Krisen redet, die historische Heimatkunde in Österreich sich selbständig den Weg zur soliden geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweise geöffnet hat. Oberösterreich stellt dazu seit Jahren an¬ sprechende Beweise. Schobers Buch ist hier unbedingt einzureihen. Es ist eine wertvolle, sehr ernste Publikation, die auf umfassender Quellenarbeit beruht und es auch versteht, in der Dar¬ stellung kritisch zu sichten und zu ordnen. Der Verfasser entwirft die Geschichte eines Mühlviertler Marktes von der ersten Erwähnung bis zum heutigen Tag. Er geht von der Herrschaft (Rutten¬ stein) und der Pfarre aus, die in mittelalterlicher Zeit die Grundlagen für eine ländliche Ge¬ meinde darstellten, schildert dann die Entwicklung des Ortes in Marktrecht, Schule, Amtern, Gewerbe und Wohlfahrtspflege, versucht besonders ein Bild der ehemaligen landwirtschaftlichen Verhältnisse zu entwerfen und schließt endlich mit einer sehr wertvollen Häuserchronik. Man er kennnt deutlich das Bemühen, dem Kenner des Gebietes um Unterweißenbach über jede Einzel¬ heit aus der Vergangenheit Auskunft zu geben. Diesem Ziel dienen vor allem genaue Listen der herrschaftlichen Pfleger, der Pfarrer, Marktrichter, Schulleiter usw., ebenso der wörtliche Ab¬ druck vieler Quellenstücke, so des Taidings aus dem 14. Jahrhundert und der „Ökonomisch und Kosmologischen Beschreibung“ aus dem Josefinischen Lagebuch. Sehr beachtenswert sind eine in¬ struktive Vergleichstabelle über die Gewerbe von 1572 bis 1948 und mehrere lehrreiche Skizzen. Schober versucht aber auch, das Bild des Marktes in den allgemeinen Rahmen der geschilderten Zeiten einzubauen, wodurch das Buch einen weiteren Leserkres interessieren kann. Sehr zu loben sind dabei die Erklärungen mittelalterlicher Ausdrücke, die Tabelle über Geld, Maße und Ge¬ 184
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2