OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Schrifttum Karl Eder: Die Geschichte der Kirche im Zeitalter des konfessionellen Absolutismus (1555 — 1648). III. Bd, 2. Hälfte der von Johann Peter Kirsch herausgegebenen Kirchen¬ geschichte (aber vollkommen für sich abgeschlossenes Werk). 460 S. Wien 1949 (Verlag Herder). Der Autor, heute Universitätsprofessor für Geschichte der Neuzeit in Graz, hat sich um Oberösterreich durch seine Bände „Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung 14901525“ (1932) und „Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525—1602“ (1936) sehr verdient gemacht. Er lernte schon dadurch das Zeitalter der „Gegenreformation“ sehr gut kennen, da auch landesgeschichtliche Ereignisse nur vor dem Hintergrund der großen allge¬ meinen Entwicklung zu verstehen sind. So war gerade Eder für die Erfüllung der Aufgabe, im Nahmen der bekannten Kirchengeschichte von Hergenröther und Kirsch über die Periode der „Gegenreformation“ zu schreiben, bestens vorbereitet. Wie aus dem Vorwort zu ersehen ist, mußte der Verfasser große Geduld haben und schwere Opfer bringen. Die Niederschrift des Manuskriptes war im Juli 1939 begonnen und im Juni 1942 beendigt worden. Es erhielt für den Druck keine Papierzuteilung und machte verschiedene Kriegsschicksale mit. Gottlob blieb es wenigstens erhalten. Schließlich mußte es schon damals aus zeitbedingten Rücksichten von 1800 Seiten auf die vorliegenden 460 Seiten gekürzt werden. Viel Arbeit war also, wenigstens für den Leser des Buches, umsonst getan. Fast zehn Jahre nach dem Beginn der Niederschrift, sieben Jahre nach ihrer Vollendung konnte endlich das Werk der historisch interessierten Leser¬ schaft geschenkt werden. Es ist in Dankbarkeit und Treue Bischof Dr. Rudolf Hittmair gewidmet. Es ist schon öfters gerade von katholischer Seite das Wort „Gegenreformation“ als unklar und unzutreffend bemängelt worden. Auch der langjährige deutsch-römische Forscher Hubert Jedin hat sich eingehend mit der Streitfrage einer besseren Bezeichnung für „Gegenreformation“ befaßt Eder nimmt das Wort nicht wieder auf und wählt das Wort „konfessioneller Absolutismus Er begründet dies in seinen Kapiteln auf S. 1 ff. und 8 f. Nach meiner bescheidenen Ansicht ist es ein guter Ausdruck; die Anregung Eders sollte aufgenommen werden. Es wird sich erst zeigen, ob sie sich in der allgemeinen Geschichtsschreibung durchsetzen wird. Dem Charakter des Werkes entsprechend treten die außenpolitischen und kriegerischen Er¬ eignisse im damaligen Europa quantitativ zurück. Das Buch handelt in klarer Gliederung über das katholische Ordenswesen jener Zeit, darunter sehr ausführlich über Ignatius von Loyola und die Gesellschaft Jesu, kürzer über die Kapuziner, ferner über das Trienter Konzil, über den Anteil der Päpste und der Kurie an der Reform, über die katholischen Missionen, über die Fortentwicklung der Theologie, über das Verhältnis der Kirche zu den außerkatholischen Bekenni¬ nissen, über die Kirche im Rahmen des Kampfes der Großmächte um die Vorherrschaft in Europa, schließlich über Kirche und Kultur in jener Periode. Die Darstellung des Buches umfaßt wirklich die ganze Erde. Eine ungeheure Fülle von historischem Material ist im Buche enthalten, ja fast zusammengepreßt. Es ist wirklich schade, daß der Verfasser bei seinem reichen Wissen und bei seiner Begabung zu einem klaren und angenehm lesbaren Stil die Darstellung nicht behaglicher ausbreiten konnte. Manchen, allerdings weniger wichtigen Kapiteln merkt man den Eder später auferlegten Zwang der Kürzung doch etwas an. Eder verfügt über die Schulung und die Kenntnisse des Theologen und des Historikers und dieses Doppelwissen war gerade für dieses Buch nötig, kommt ihm aber auch sehr zugute. Bei aller Wärme des Gefühls für die großen Errungenschaften der katholischen Kirche in jener Zeit wahrt Eder die Objektivität und deckt in ruhig gehaltenen Worten manche Schattenseite auf. Über Österreich kann Eder naturgemäß quantitativ nicht allzuviel bringen. Er stellt fest (S. 166), daß im größten Teil der Erblande vor dem Beginn dieses Zeitraumes fast drei Viertel der Bevölkerung lutherisch waren. Umso erstaunlicher sind die Erfolge der „Gegenreformation“. Der Großteil des Volkes hat sich mit verhältnismäßiger Raschheit nach dem Willen von oben, besonders des Kaisers und der Regierung, umgestellt. Die seelische Verbundenheit mit der katholischen Kirche kam erst später. Zeit und Gewohnheit wirkten hier mit. Eder bekräftigt die 183

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