OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter hätten. Weder im Gymnasium zu Salzburg noch in der Lehrerbildungsanstalt zu Linz war der junge Lehramtszögling irgendwie in die Geschichte der Kulturlandschaft und der Kunst unserer Heimat eingeführt worden. Die Methoden der Heimatforschung und Beobachtung fanden keine Beachtung. Josef Schaller mußte sich später alles Wissen und die Grundlagen der Heimat¬ forschung selbsttätig erwerben. Als er dann an die 50 Jahre Stiftsorganist zu Reichersberg war, stellte sich seinen vielfältigen Anlagen und Interessen ein weiteres Hindernis in den Weg. Er war als Stifts¬ organist durch ein ganzes Menschenalter im strengsten Sinne des Wortes ortsgebunden. Was nützten ihm seine Schulferien. In der Schulwoche nahm ihm der verkürzte Unterricht seinen freien Tag; während der Festtage und Schulferien war er als Stiftsorganist unabkömmlich. Da gab es für ihn nur hie und da einen kurzen Besuch bei Verwandten oder eine eilige Fahrt in diese oder jene Nachbarstadt. Sonst hieß es immer auf dem Organistenposten zur Stelle sein. Diese überaus straffen Bande, die Josef Schaller an „seine“ Stiftskirche knüpften, hatten natürlich nicht nur Nachteile, sondern auch Vorteile. Der Oberlehrer des Klosterdorfes versenkte sich ganz in die Geschichte seiner engsten Heimat. Er erforschte jede Sippe (Sippenbuch), er kannte jedes Haus und jeden Bauernhof der Umgebung, ihm blieb auch kein Winkel der Natur¬ landschaft des Inn- und Antiesentales verborgen. Gerade das Altsiedelland im Bereiche des Inn — Antiesen Mündungsgebietes (Münsteuer, Antiesenhofen) regte zu den verschiedensten For¬ schungen für das Heimatbuch an. Für historische Studien war das Augustinerchorherrenstift zu Reichersberg eine reiche Fundgrube. In beinahe geschlossener Reihe hatte Reichersberg drei bedeutende Heimatforscher zu Pröpsten: Bernhard II. Appel (1876—1899), Konrad II. Meindl (1900 — 1915), Gerhoch II. Weiß (1935 —1947.) Von diesen drei Historikern war Konrad Meindl der bedeutendste. Als der Verfasser zahlreicher Stadt-, Markt- und Dorf geschichten, vor allem des Innviertels, war Meindl der Historiker des Innviertels. Der Gelehrte war zwar in der Regel nur an seinem Schreibtische zu finden, aber Josef Schaller fand oft Gelegenheit, in seiner Gesellschaft zu sein. Unser Schuldirektor rühmte mir Konrad Meindl als die lebendige Chronik nicht nur von Reichersberg und Obernberg, sondern des ganzen Inn viertels. Neben dem anregenden persönlichen Verkehr mit den bedeutenden Stiftshistorikern war aber die Stiftsbücherei eine tatsächlich unerschöpfliche Quelle Schließlich hatte unser Schuldirektor das Glück, zu einer Zeit im Lehramte gestanden zu sein, in dem Dr. Franz Berger als Schulinspektor im Bezirke Ried und dann als Landes¬ schulinspektor in Linz wirkte. Berger wurde als geborner Rieder und Innviertler der Vollender des Geschichtswerkes Konrad Meindls über die Stadt Ried. Durch seine Freundschaft mit Propst Gerhoch Weiß hatte Berger zu allen Zeiten ein besonderes Interesse für Reichersberg. Durch sein großes pädagogisches Geschick verstand es der Landesschulinspektor in unermüdlicher Tätig¬ keit, die Lehrerschaft des Innviertels immer wieder für die Heimatforschung zu begeistern. Die Richtlinien, die Dr. Berger zur Ortsforschung herausgab, wurden von Josef Schaller genau studiert und peinlich befolgt. Auf diese Weise bekam das Heimatbuch von Reichersberg auch seine feste methodische Grundlage. Schuldirektor Josef Schaller hatte auch gar manchem zünftigen Heimatforscher wertvolle Bausteine für umfangreiche Forschungsarbeiten geliefert. Er schrieb auch ein Dorfsippenbuch und eine Sagensammlung seiner engeren Heimat. Ich möchte das Lebensbild Schallers mit seinen eigenen Worten schließen, die er mir in einem Brief schrieb: „Was ich geschrieben habe, habe ich mit Eifer und Liebe geschrieben Dr. Eduard Kriechbaum (Braunau am Inn) 182

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