OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter organist zu Passau; Anton Hirschberger, sein Sohn, Schulmeister und Stiftsorganist in Reichers¬ berg (1723 —1736); die Chronik überliefert, daß er ein „insignis Passav. musicus“ war; Anton Klaudius Hirschberger, des vorstehenden Sohn, war Schulmeister und Stiftsorganist von Reichers¬ berg (1759—1810); Josef Anton Hirschberger, wieder des vorstehenden Sohn, war Schullehrer und Stiftsorganist von Reichersberg. Dessen Tochter Sophie war die Großmutter unseres Josef Schaller. Alle Hirschberger waren somit bedeutende Musiker und Lehrer. Auch sonst entstammten dem Geschlechte der Schaller zahlreiche, musikalisch sehr begabte Lehrer. Von den Onkeln unseres Josef Schaller war Ludwig Schaller Oberlehrer in Neumarkt am Hausruck und Lukas Schaller Schuldirektor in Ebensee. Auch die Söhne des letzteren, Dr. Lukas Schaller, Professor in Wien, und Ferdinand Schaller, Sammler und Herausgeber der Krippen- und Hirtenlieder des Salzkammergutes, hatten sich dem Lehrerberufe zugewandt. Beide waren große Naturfreunde und begeisterte Bergsteiger. Sie fanden in einer furchtbaren Sturm¬ nacht im Dachsteingebiete einen allzufrühen Bergtod. Auch der einzige Sohn unseres Josef Schaller, der den Namen seines Vaters Josef forterben sollte, hatte den Lehrberuf erwählt. Leider fiel er im Jahre 1918 als Leutnant auf dem italienischen Kriegsschauplatze. Der Verlust seines Sohnes war für unseren Lehrer-Heimatforscher der schwerste Schicksalsschlag seines Lebens. In einer seltenen Geschlossenheit gilt also für Josef Schaller: das Schulhaus im unteren Innviertel war im vollsten Sinne des Wortes seine Ahnen-, Jugend- und Lebensheimat. Wenn wir von der Prägung eines jungen Menschen durch seine Umwelt sprechen, dann darf die soziologische Struktur des Heimatortes nie übersehen werden. Sie ist neben den Erbanlagen und den Kräften der umschließenden Naturlandschaft immer bedeutungsvoll. Für Schaller war die Umwelt des Klosterdorfes Reichersberg von entscheidender Bedeutung. Das Kloster¬ dorf — in Altbayern trägt es häufig die Bezeichnung „Klösterliche Hofmark“ — ist ein eigen¬ artiger Siedlungstypus. Sowohl im geistlichen wie im weltlichen Herrschaftsdorf sind eigentliche Bauern nur spärlich vertreten. In den kleinen Holzhäusern zu beiden Seiten der Ortsstraße lebten die Gutsarbeiter, die im klösterlichen Meierhofe ihren Unterhalt ebenso fanden, wie ihre Genossen in den Wirtschaftsgebäuden eines Schlosses. Nur teilweise wandten sich Hofmark¬ bewohner später einzelnen Gewerben zu, die ihnen eine gewisse Selbständigkeit verliehen. Die Wesenheit des Klosterdorfes bestimmten aber weitgehend der Propst des Stiftes und die geistlichen Klosterherren. Vom Stiftsdechant bis zum jüngsten Novizen konnte dem wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Leben der klösterlichen Hofmark ein gewisser Stempel aufgedrückt werden. Da gab es unter den Stiftspröpsten oft ganz bedeutende Männer der Landwirtschaft, dann wieder Vertreter einer weit ausgreifenden Kunstpflege und nicht zum letzten ausgezeichnete Forscher, vor allem auf dem Gebiete der Geschichte. Die Geistlichen des Klosters, vielfach sogar der Propst, waren soziologisch betrachtet, leutseliger und dorfverbundener als etwa die Glieder eines weltlichen Adelsgeschlechtes. Da die Klostergeistlichen vielfach selbst dem Bauernstande entstammten, standen sie mit den Dorfbewohnern, vor allem mit der Lehrerschaft, in einem rech vertrauten Verhältnis. Wenn nun der Oberlehrer gar ein Könner auf dem Gebiete der Musik und des Kirchengesanges war, dann war er im Kloster ein gerne gesehener Gast. Im Schulhause des Klosterdorfes Reichersberg wurde Josef Schaller im Jahre 1866 ge¬ boren. Nach abgelegter Reifeprüfung zu Linz im Jahre 1885 war er kurze Zeit von 1885 bis 1887 Unterlehrer in Ischl, dann bereits von 1887 bis 1888 Unterlehrer in seinem Heimatdorfe Reichersberg. Schon im Mai 1888 wurde er Oberlehrer und Stiftsorganist in Reichersberg. So war er fast 40 Jahre Oberlehrer, als ihm im Jahre 1927 der Titel eines Schuldirektors verliehen wurde. Abgesehen von den etwa 10 Studienjahren verlebte Schaller über 7 Jahr¬ zehnte zu Reichersberg. Dort entfaltete sich die seelisch-geistige Wesensart Josef Schallers. Wenn ich hier versuche, sie nach seiner Selbstbiographie und aus zahlreichen Briefen näher zu kennzeichnen, so möchte ich vor allem hervorheben seine Einfachheit und seine übergroße Bescheidenheit, seine scharf 180

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