OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Lebensbilder Schuldirektor i. N. Josef Schaller Schuldirektor i. R. Josef Schaller, der Ehrenbürger der Gemeinde Reichersberg und durch 50 Jahre Organist an der Stiftskirche zu Reichersberg war, starb am 18. März 1949 in seinem von ihm so sehr geliebten Heimatdorfe. Er entstammte einer langen Generationen-Folge von Lehrern, die zu beiden Seiten des unteren Inn im Dienste der Kirchenmusikpflege und der Heimaterziehung der Jugend eine sehr rege Tätigkeit entfaltet hatten. Wenn man unter der Bevölkerung von Reichersberg, Obernberg oder auch im etwas weiteren Umkreise dieser Orte den Namen „Schaller“ nennt, dann hört man nur Stimmen großen Lobes über den bedeutenden Heimatkenner und des Dankes für den beliebten Heimatlehrer und seine Ähnen. Mir vermittelte die Absicht, eine Arbeit über den Reichersberger- oder Senftenbache (die Spezialkarte gibt ihm eigenmächtig die Bezeichnung „Harterbach") zu schreiben, die wertvolle Bekanntschaft Josef Schallers. Ein reger Briefwechsel, ein persönlicher Besuch, eine gemeinsame Wanderung, vor allem aber die Lektüre seines handschriftlich niedergelegten Heimatbuches von Reichersberg, das leider nicht in Druck kam, aber im Schulhaus von Reichersberg als kostbares Geschenk sorgfältig aufbewahrt wird, bewogen mich, mir von dem greisen, damals achtzigjährigen Schulmanne eine Selbstbiographie zu wünschen. Von meinem Vorhaben, eine Flu߬ geschichte des Reichersberger Baches zu schreiben, kam ich ab, denn alles, was ich über den vor¬ genannten Klosterbach auf Grund historischer Studien und mehrfacher Begehungen herausbrachte, hatte Schaller bereits längst ergründet. Ich war bei der Lektüre der Briefe Schallers über dieses Thema in hohem Grade überrascht, wie scharf mein Heimatforscher die Natur beobachtet hatte und wie er urkundliche und mündliche Überlieferungen über diesen Gegenstand zu einer organischen Ganzheit zusammengefaßt hatte. Schallers Wesensart formten vor allem drei Kräfte: das Schulhaus, das Kloster¬ dorf und der Beruf des Stiftsorganisten. Ich hege keinen Zweifel, daß sich in manchen der zahlreichen Klosterdörfer unserer altbaierischen Heimat ähnliche Lebensbilder auf¬ decken ließen. Aber ich glaube, daß die einzelnen Kräfte der Charakterformung nur ganz selten so klar und deutlich hervortreten würden. Josef Schaller war wirklich ein Kind des Schulhauses. In einer geradezu über¬ raschenden Geschlossenheit finden wir nur Lehrer in seinem Stammbaume und in seinen Ahnen¬ reihen. Fast als Regel können wir weiterhin feststellen, daß alle diese Ahnen reges Interesse für Kirchenmusik hatten. Überblicken wir einmal die „Schaller“, also die väterliche Ahnenreihe: Vater: Josef Schaller (1836 —1888), Oberlehrer und Stiftsorganist in Reichersberg, Großvater: Josef Schaller (1810 —1863), Schulgehilfe in Reichersberg, schließlich Schul¬ lehrer im nahen St. Georgen, Urgroßvater: Franz Josef Schaller (1775 —1839), Schullehrer in St. Georgen bei Obernberg, Ur-Urgroßvater: Franz Ignaz Schaller, Schulmeister und Organist in Aurolzmünster bei Ried im Innkreis. Dieser Schulmeister wurde vom Grafen von der Wahl aus Bayern jenseits des Inn um die Mitte des 18. Jahrhunderts in das damals noch kurfürstlich-bayerische Inn¬ viertel berufen. Der letztgenannte Ur-Urgroßvater Franz Ignaz heiratete die Tochter des Schulmeisters und Organisten Johann Adam Pichler von Aurolzmünster, Maria Pichlerin. Der Urgroßvater Franz Josef vermählte sich mit der Schulmeisterswitwe Barbara Duscher von St. Georgen, der Gro߬ vater Josef heiratete die Tochter Sophie des Schullehrers Josef A. Hirschberger von Reichersberg. Verfolgen wir nun weiterhin den Stammbaum dieser Hirschberger, so kommen wir zu ähnlichen Berufsverknüpfungen von Schulmeister und Organist: Amandus Hirschberger, Dom¬ 179

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