OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Im Jahre 1864 wurde das Ennstor, wie auch viele andere Tore und Be¬ festigungsanlagen der Stadt, aus Verkehrsrücksichten geschleift und nur die wenigen vorhandenen Bilder geben Zeugnis von der Zeit, wo sich einst „das Stadttor knarrend schloß“ Im Jahre 1949 griff der Referent für Fremdenverkehr der Stadtgemeinde Steyr Gemeinderat Julius Nußmann über Anregung Vizebürgermeisters Franz Paulmayrs den Gedanken auf, die schon dem Verfall entgegengehende Malerei am alten Mauthaus in der Haratzmüllerstraße erneuern und sie gleich¬ zeitig in richtige historische Form bringen zu lassen. Da jedoch das Mauthaus über kurz oder lang der Straßenverbreiterung zum Opfer fallen dürfte, lag es nahe die Malerei in der nächsten Nähe ihres ursprünglichen Standortes Zwischenbrücken zu erneuern. Die Schloßmauer erwies sich hiezu als ungeeignet, deshalb wurde der gotische Torbogen am Beginn des Schloßberges zum Träger der erneuerten Darstellung ausersehen. Akademischer Maler Otto Götzinger (Enns) hat dort das alte Motiv der beiden Rittergestalten als Banner- und Schildträger in mo numentaler, künstlerischer Form neugestaltet, den Figuren die Züge Friedrich III. und seines Sohnes Maximilian gegeben und als Hintergrund die Ansicht des ein¬ stigen Brückentores, des Schlosses Steyr und eines Teiles der Altstadt gewählt. Dipl. Kfm. Engelbert Eßletzbichler (Steyr) Trog -Dexler In einer Zeit — sie währt nun schon Jahrzehnte —, da sich das gesamte politische und Kulturgefüge Europas in einem noch nicht zu überblickenden Ausmaße umgestaltet, sind natürlich auch weite Gebiete der Wirtschaft von tiefgehender Veränderung ergriffen. Die Industrie weitet sich, auch in die bäuerlichen Betriebe dringt die Maschine, Handwerke erleben vielfach nur noch trügerische Nachblüte oder erlöschen schon ganz. Geänderte Betriebsformen haben sie verschlungen. Aufgabe der Heimatpflege ist es, diesen Sterbenden letztes ehrendes Geleite zu geben. Waren doch auch sie durch Jahrhunderte, ja bisweilen durch Jahr¬ tausende Begleiter des Menschen auf seinem Entwicklungswege gewesen. In den „Oberösterreichischen Heimatblättern“ sollen planmäßig solche verschwindende Hand¬ werke in Beschreibung und Bild festgehalten werden. Die Bild-, gegebenenfalls auch Filmunterlagen werden vom Institut für Landeskunde zu einem Bildarchiv zur Geschichte des Handwerks in Oberösterreich vereint werden. Hinweise aus dem Kreis unserer Mitarbeiter könnten die Durchführung dieses Vorhabens sehr erleichtern. Der Bäcker benötigt den Back-Trog, ebenso der sein Hausbrot backende Bauer oder Marktbürger. Bauer, Häusler, auch noch mancher Marktbürger braucht einen Sau-Trog, das geschlachtete Schwein abzubrühen. Der Landfleischhauer benützt Fleisch - Muldern, der Bäcker, der Bauer, der Hausbrotbackende überhaupt ver¬ wendet die Mehl - Mulder. Am weitesten von allen Trögen aber ist wohl der Wasch-Trog verbreitet. Fast alle derlei Tröge und Muldern pflegt man heute aus Brettern genagelt zusammenzufügen. Ehemals aber waren sie aus einem Stück 173

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