Oberösterreichische Heimatblätter Steyr und jene aller Klöster und Herren aufgeboten, welche innerhalb eines Um¬ kreises von drei Meilen um Steyr seßhaft waren. Den Plan zu diesen Befesti¬ gungswerken entwarf der kaiserliche Baumeister Martin Felßer, der auch die Aus¬ führung persönlich leitete. Kaiser Friedrich III. unterstützte diese Arbeiten, indem er der Stadt 400 Gulden aus seiner Maut zu Krems anweisen ließ und gewährte den Steyrern Mautermäßigungen, die ebenfalls den erwähnten Bauten zugute kommen sollten. Auf dem Kupferstich von Hauser sehen wir, daß das Ennstor mit dem Bilde von zwei Rittern geschmückt war (Abb. 1). Im Museum der Stadt Steyr sind ein Lichtbild des Tores vor seiner Niederlegung im Jahre 1864 (Abb. 4), zwei etwas unbeholfen ausgeführte Malereien vom Beginn des vergangenen Jahrhunderts (eine davon zeigt Abb. 2) und ein recht bemerkenswerter Kostenvoranschlag zur Erneuerung der auf dem Ennstor befindlichen Malereien (daraus entnommen Abb. 3) erhalten. Diese Malereien werden in der Geschichte Steyrs von Franz X. Pritz und auch in Rolleders Heimatkunde von Steyr erwähnt und eingehend be¬ schrieben, ein Beweis dafür, daß diese Wahrzeichen von Steyr einst sehr volkstüm¬ lich waren. Nicht nur geschichtliche Erinnerungen sind damit verbunden, auch die Volkssage über die Entstehung der Stadt knüpft sich daran. Pritz schreibt: „Am Ennstor ist auch neben dem Panther auf der Stadtseite der österreichische Adler und Doppeladler mit F. I., auf der anderen Seite sind zwey Ritter, ganz geharnischt mit offenem Visiere. Jeder hält einen Schild und eine Fahne, der Erste mit Oesterreichs Farben, weiß und roth, im Schilde zwey silberne Balken oder Querstriche im rothen Feld, welches das Wappen des Landes ist; der Andere führt auf seiner gelben Fahne und im Schilde F. III. (Kaiser Friedrich III.), oben ist die Zahl 1489 zu sehen; sie deutet auf die Vollendung dieses Thurmes hin. Was aber die beyden Ritter, die früher blind dargestellt waren, anzeigen, ist unbekannt, denn in den Annalen ist nichts Besonderes angeführt; vielleicht war damahls ein Turnier“. Für die Erwähnung, daß die Ritter einst „blind“ dargestellt waren, finde ich nirgends eine Erklärung. Die Ritter selbst waren wohl nur als Schild- und Bannerhalter der Wappen und Paniere der Regenten zur Erbauungszeit des Brückentores, Kaiser Friedrich III. und seines Sohnes Maximilian, der damals römisch-deutscher König war, dargestellt. Rolleder führt in seiner Heimatkunde ebenfalls die Beschreibung des Ennstores aus dem Geschichtswerk von Pritz an und erwähnt die wahrscheinlich erst nach der Entstehung der Malerei gebildete Sage: „Die Ursprungssage, einst bildlich dargestellt auf dem alten Ennstor, er zählt vom Kampf zweier Brüder, von denen der eine die Stadt auf dem Tabor, der andere am Ennsufer bauen wollte und letzterer, im Zweikampfe Sieger, seinen Willen durchsetzte; — eine poetische Einkleidung für die Tatsache, daß das Wachs¬ tum und das Wohl der Bürgerschaft an die beiden Flüsse geknüpft ist, von denen der eine als Wasserstraße, der andere als Wasserkraft Handel und Gewerbe her¬ vorrief und förderte“. Es ist aber auch möglich, daß diese Sage einen geschicht¬ lichen Kern hat, der auf frühere Besitzverhältnisse hinweist. 170
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