OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde 77 klagt Abt Johannes daß neben anderen Ausgaben das besserungen durch. 1. Stift nicht wenig beladen sei, nachdem der Weg von Linz bis Wilhering etliche Jahre durch Regenwasser und große Güsse zerrissen, „verflezt“ und verwüstet gewesen sei, daß fast kein Reiter und Fußgänger passieren konnte. „Noch alle Jahre soll man den Weg und Straße erhalten.“ 1591 führt die „Landstraße in Wilhering „füer die zwei Urfar Fergen Wilheringischen Urfahrs hinauß“. In diesen Jahrzehnten begann also der Umbau des Reitsteiges Linz Wilhering in eine Landstraße, wozu vor allem die Sprengung der bedeutendsten Felshindernisse nötig war. Pillwein vermutet, daß die Jahreszahl 1608 am „Ur¬ laubstein“ mit dem Straßenbau zusammenhänge, Sekker nennt die Wilheringer Straße den „1608 ausgebrochenen Weg“ 9). Die Linzer Ansichten Holzwurms (1629) und Merians (1649) zeigen im Gegensatz zu Valckenburgs Linzer Ansicht (1593) bereits die Wilheringer Straße und den zu einem Straßentor ausgebauten Wasserturm. 1630 —38 werden Verhandlungen wegen der Verbesserung der Straße Linz — Wilhering geführt 10), die vielleicht bereits damals, sicher aber 1648 schon als Poststraße diente. Da die nordseitige Uferstraße Urfahr-Ottens¬ heim erst 1712 gebaut wurde, ging auch ein Teil des Verkehrs aus dem oberen Mühlviertel nach Linz unter Benützung der Flußfähre Ottensheim - Wilhering über die neugebaute Straße. Die alte Durchfahrtsstraße Kleinmünchen — Straßham wurde aber nach wie vor für den Viehtrieb benützt. Durch Oberösterreich wurden, wie aus den Mautregistern des 16. Jahrhunderts hervorgeht 11), alljährlich viele Tausende von ungarischen Ochsen nach Westen getrieben. Ein Teil dieser Viehherden nahm seinen Weg über die Straße Wien — Linz — Passau — Regensburg, die nicht nur bei Linz, sondern auch zwischen Hartkirchen und Schlögen und zwischen Passau und Straubing „Ochsenstraße“ heißt. Für den Durchtrieb des Viehs bei Linz blieb die alte Straßentrasse, die die Stadt selbst nicht berührt, besser geeignet, als die neue Poststraße durchs Donautal. Der Verkehr auf der neuen Straße über Wilhering, durch deren Bau Linz nun eine unmittelbar durch die Stadt ziehende West-Ost-Verkehrsachse erhalten hatte, wurde immer wieder durch Überschwemmungen, Eisstöße und Felsstürze behindert. Besonders gefährdet war die Straßentrasse beim „Schöneringer Anger wo die Straße knapp am „Ofenwasser“, einem einst schiffbaren Seitenarm der Donau, verlief. 1736 fanden Verhandlungen wegen der Wiederherstellung der durch Überschwenmmung zerstörten Straße statt. 1786 sollte wegen der ständigen *) B. Pillwein, Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz (1824) S. 81; F. Sekker, Linz unter den Babenbergern, Tages-Post Unterhaltungsbeilage 1911 Nr 22 (Kartenskizze). 10) F. X. Stauber, Historische Ephemeriden (1884), S. 229. 1) Über die „Ochsenstraßen“ in Oberösterreich siehe Anm. 1, ferner: Nößlböck, Weistümer S. 413; L. Pröll, Das Obermühlviertler-Bauernhaus (1902), S. 63; L. Hirsch, Die Riedmark straße, Heimatgaue Ig 17 (1936) S. 140f; H. Marschall, Der Handel der Stadt Wels im 16. Jahrhundert bis zum Bauernkrieg, Jahrbuch des städtischen Museums zu Wels 1935 S. 57f; A. Fischer, Geschichte der Vieh- und Fleischbeschau von Linz und Oberösterreich (1936) S. 9 f. 167

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