OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde die Kaufmannswagen ostwärts, bis nach Rußland. Im Raum von Linz aber lagen die für den West - Ost-Verkehr zu Lande wichtigen Traunbrückenköpfe in Ebelsberg, dessen Brücke 1215 erwähnt wird, und in abseits der Stadt, dessen Traunübergang (transitus trunae) 1071 und 1111 Traun - Ansfelden, genannt wird 3). Im mittelalterlichen Landverkehr finden wir daher nicht Linz, sondern die nahen Traunübergänge als verkehrswichtige Punkte der West- Ost¬ Straße genannt, so bei den Pilgerfahrten donauabwärts*); Nächtigungsort für den mittelalterlichen Reiseverkehr war vielfach Stift St. Florian, wo schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts ein Hospiz für Reisende eingerichtet wurde. Deutlich spiegelt sich dieses mittelalterliche Linzer Verkehrsbild u. a. im Nibe¬ lungenlied, dessen landeskundiger Schreiber, die Verkehrsverhältnisse des 12. Jahr¬ hunderts festhaltend, bei der Schilderung der Reise Kriemhilds durch Oberöster reich Eferding, den Traunübergang (ohne bestimmte Ortsangabe) und Enns nennt. Der Name Nibelungenbrücke kommt also, verkehrsgeschichtlich gesehen, nicht der Linzer Donaubrücke, sondern eher den Traunbrücken von Ebelsberg oder Traun zu Die Einfahrt von der an Linz vorüberstreichenden West - Ost - Straße in die Stadt selbst vollzog sich von Osten her im Zuge der heutigen Wiener Reichsstraße und Landstraße. Den westlichen Zubringer haben wir im Straßen¬ zug Leondinger Straße - Kapuzinerstraße - Klamstraße vor uns; der Verkehr in die Stadt zweigte von der „Ochsenstraße“ entweder beim Altstraßenknotenpunkt itzing (1820 „Dörnbacher Kreutzstraße vulgo Hitzingergattern“ genannt, Wil¬ heringer Straßenakten) über Rufling, oder beim Altstraßenknotenpunkt nördlich Jetzing über Leonding ab und ging von hier über den Freinberg nach Linz. Der von Leonding über den Michelsberg, den tiefen Hohlweg unterhalb des Binder in Rath (beim Neubau der Höhenstraße eingeebnet) und durch das Kapuzinertal verlaufende Straßenzug ist also die einstige westliche Ausfallsstraße des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Linz. Damit tritt für diese Zeit die für Linz so kennzeichnende nordsüdliche Verkehrsgliederung, nach der sich auch die fortschreitende Stadtverbauung richtete, noch schärfer als heute in Erscheinung: drei gleichlaufende Nordsüdachsen führen ursprünglich den gesamten Fernverkehr in den Linzer Altstadtkern: die Landstraße als östliche, die Herrenstraße (die alte Fernstraße nach Wels) als südliche, Kapuzinerstraße Klamstraße als westliche Einfallsstraße. Gleich der Landstraße und der Herren¬ straße hat auch die alte Fernstraße nach dem Westen durchs Kapuzinertal der Vorstadtentwicklung die Richtung gewiesen. An dieser Fernstraße ist vor der Stadt schon um 1260 ein Lehen „am Berg bei den Siechen“ erwähnt, 1535 wurde hier ein neues Siechenhaus errichtet 5). Siechenhäuser, besonders für die „Sondersiechen“ (mit ansteckenden Krankheiten Behafteten) hat man gerne an den 3) O. S. Urkundenbuch Bd 2 Nr 390, 75, 97. *) J. Schicker, Eine unbeachtete Urkunde für die mittelalterliche Geschichte Oberösterreichs, Heimatgaue Ig 4 (1923) S. 180 f. 5) H. Kreczi, Linzer Häuserchronik Nr 692. 165

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