Bausteine zur Heimatkunde richtig, so hat der spätantike Fußboden diese Geländesenkung, wenn auch etwas gemildert von etwa — 16 zu — 28 mitgemacht. Bestand da nicht die Möglichkeit, daß auch die frühmittel¬ alterlichen Bauten einen etwas gegen den Chor zu absinkenden Fußboden hatten? Wenn man von dieser Hypothese ausgeht, dann würde es sich erklären, warum der gotische . Fliesenleger, in der Absicht möglichst horizontal zu bleiben, in Mitte und Westteil die dort über sein Niveau emporragenden Reste des älteren Estrichs hatte zerstören müssen und wir Spuren des dann doch offenbar karolingischen, 8 cm starken Estrichs nur im Ostteil gefunden haben. Auffällig ist die —12— 0- Folgerung, zu der uns die aufgefundenen starken Estrichinseln zwingen würden, daß nämlich der karolingische Chorraum dem Schiff gegenüber nicht um eine Stufe erhöht, daß er vielmehr der tiefst¬ gelegene Teil der Kirche war 14) Obwohl ein Abgleiten um 15—20 cm auf einer Strecke von 16 m nicht allzu sehr ins Auge fällt, so ergäbe die gegen den Chor zu absinkende Bodenlinie für den Raumeindruck doch eine wesent¬ liche Höhensteigerung der Chornischen durch einen Gewinn von 15 cm in der Höhe. Und gerade das lag in der Absicht des karolingischen Nischenbau¬ meisters. Die metrologischen Beobachtungen stützen diese Fußbodentheorie beträchtlich. Für die Scheitelhöhe der Hochnischen im Mittelfeld konnte ein Wert von 8½ Fuß über Parapet gesichert werden; nimmt man nun dazu eine Parapethöhe von 1½ Fuß, so lag der Scheitel genau 10 Fuß über dem karolin¬ gischen Fußboden, ein sehr bestechender Dekadenwert. Nun liegt das heutige, in die Höhe des gotischen Fliesenbodens verlegte Klinkerpflaster genau in dieser Höhe, 10 Fuß unter dem Nischenscheitel. Hier in . O122onzo 1 FUSS Abb. 4: Martinskirche in Linz, Fenster Zeichnung B. Reich art der Mitte also kreuzte sich das Niveau des ungefähr horizontalen gotischen Fußbodens mit dem etwas absinkenden karolingischen. Im Westteil steigen die Parapethöhen um etwa 10 cm an; die Scheitelhöhen der beiden Hochnischen im Westen liegen 437 über dem jetzigen Fußboden. War nun der alte Fußboden hier um etwa 10 cm höher, dann korrigieren sich diese Werte zu 1½ Fuß Parapethöhe und 10 Fuß Scheitelhöhe. Die Nischenmaße der Mitte und des Westteils werden völlig gleich. Für die Fußbodenlage im Chor konnten wir die Estrichinseln mit — 8 messen. Dies ergibt zur gegenwärtigen Scheitelhöhe der hohen Chornische mit 484 cm (Südwand) zugerechnet 492 cm (11½ Fuß = 488.7). Auch zur Baugeschichte lassen sich mancherlei Folgerungen an die Ma߬ beobachtungen anknüpfen: Der frühe Pfeilerbogenbau verwendet einen Fuß von .5 cm Länge und die Triangulatur, der Nischenbau weist das genau gleiche Werkmaß auf und benützt ebenfalls zur Bestimmung der Scheitelhöhe die 14) Die Altäre, die in den Ostwandnischen gestanden haben, können dagegen sehr wohl auf Stufen erhöht gewesen sein, da im „Raum 90 cm unmittelbar vor der alten Ostwand Estrich¬ spuren überhaupt nicht gefunden wurden. Die vermukete schräge Fußbodenlage des Frühmittel¬ alters ist in Abb. 2 eingezeichnet. 161
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