Oberösterreichische Heimatblätter So hängt mit der noch völlig ungeklärten Deutung des Pfeiler-Bogen¬ Baues eine lange Reihe von Problemen zusammen, die, ließen sie sich lösen, die Kenntnis der Frühgeschichte unserer Heimat beträchtlich weiterbringen würden Darum mag jeder an sich noch so bescheidene Baustein zu dieser Frage begrüßt werden. Das bei beiden Bauten verwendete Werkmaß kann nun zu einem solchen zunächst recht unscheinbaren und doch vielsagenden Fingerzeig werden. Für den Erstbau konnte die Größe des Fußes, mit dem der Bau ausgemessen wurde, aus den Abmessungen und Raumproportionen mit weitgehender Sicherheit mit 42.5 cm bestimmt werden 5). Daß nun dem Nischenbau dasselbe Fußmaß von 42.5 cm zugrundeliegt, soll hier dargelegt werden. Anfänglich schien es aussichtslos, metrologische Beobachtungen an den Einbau der Nischen¬ wände anknüpfen zu wollen. War es doch auch hier so, daß einander entsprechende Bauglieder, etwa die Pfeiler zwischen den Nischen, selbst die beiden einander gegenüberliegenden Nischen in den Maßen um einige Zentimeter von einander abwichen. So finden wir bei den Nischenpfeilern Ziffern wie 46, 48 und 50; bei den Wandstücken neben den Quaderpfeilern 50, 57, 70, aber auch 114; als Nischenbreite im Süden 108, korrespondierend im Norden 115. Solche Willkür bei den Dimensionen gleichartiger Bauglieder begegnet uns an mittelalterlichen Bauten überall; sie macht ja die künstlerische Lebendigkeit solcher Altbauten gegenüber den Stilkopien des historisieren¬ den 19. Jahrhunderts aus. Wo aber hätte man bei solcher Sachlage mit den Überlegungen anzusetzen? Greift man aber an Stelle des Einzelbaugliedes die Nischengruppe, also die geschlossene Komposition heraus, dann stoßen wir auf eine völlig überraschende Maßgenauigkeit. Zwischer 425 und 427 cm — also sehr geringe Abweichungen — betragen die Breite der beiden Drei¬ nischengruppe in der Mitte der beiden Längswände, die Scheitelhöhe der vier Hochnischen in Schiff über dem Fußboden*) und die Entfernung vom östlichen Quaderpfeiler der Nordwand bie zur karolingischen Ostwand (also die Tiefenerstreckung des Chores), insgesamt also 7 Maße für sehr charakteristische Strecken der Baugliederung. Die Kämpferhöhe der Seitennischen im Mittel¬ feld schwankt zwischen 211.5 und 212.5 in drei Fällen; jene der südlichen Rundnischen beträgt 212; im Mittelfeld der Südwand mißt die Entfernung von der Mittelachse der Hochnische bis zum Außenrand der Seitennische 212; fünfmal tritt also genau die Hälfte der ersterwähnten Ab messung auf. Ein Viertel davon tritt mit 108 cm bei den beiden Seitennischen der Südwand auf. Es zeigen sich also in vierzehn Fällen Maße, die untereinander so verhältnismäßig gut überein¬ stimmen, so daß wir nicht mehr glauben können, daß es sich da um Zufälle handelt. Viel wahr¬ scheinlicher ist doch, daß die Strecke 425—427 cm ein charakteristisches Vielfaches des damals giltigen Fußmaßes war und daß sie darum so oft als Ganzes wie auch als Hälfte und Viertel auftritt. Nun entspricht aber 425 cm genau 10 Fuß zu 42.5 cm. Wenn wir nun durch diese Be¬ obachtung ermutigt, die beiden Wände in diesem Fußmaß durchmessen, so wird die Vermutung bald zur Gewißheit. Nordwand (Abb. 2 oben): Wir stellen das tatsächliche Maßergebnis für die einzelnen Teilstrecken neben das entsprechende Fußmaß (in den Klammern). Im Westen, bei der Ein¬ gangswand, beginnend, Breite des Segmentfeldes bis zum ersten Pfeiler 170 (4 F = 170), Breite des Pfeilers 128 (3 F = 127.5), von hier bis zum Quaderpfeiler 248 (hier sollten sich 6 F. = 255 ergeben; offensichtlich war aber die Arkadenöffnung des Erstbaues nicht genau 13 F 552.5, sondern um 6 cm weniger?). Diese Abweichung wird in der Voltosantonische 5) Ebenda S. 49, Anm. 8. m 6) Über Höhenmaße und Fußboden s. u. 7) Ähnlich bleiben auch die Arkadenlichten im Mittelfeld mit 547 bzw. 548 cm gegenüber dem genauen Wert zurück, während die Schiffsbreite in der Mitte genau 552 mißt. A. a. O. S. 49, Anm. 8. 156
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