OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Unsere Provinz enthält ja noch Schätze der schönsten Kunstblüte des Mittel¬ alters; getreue Abbildungen der wichtigsten Bauwerke, Skulpturen, Gemälde auf Kalkwänden, auf Holz, Glas oder Pergament, würden ein Werk bilden, das denkenden Künstlern zum größten Nutzen gereichen würde. Nach ungeheuren Verlusten durch Mißverstand und Sorglosigkeit halten wir nun eine schmerzliche Nachlese. In wenigen Dezennien wäre jede Spur der früheren Kunstblüte in unseren Gegenden verloren gewesen. Wir bedürfen aber dieser Vorbilder, um an den rechten Weg erinnert zu werden, den wir verlassen haben. (IX. Bericht des Museums Francisco Carolinum.) Vom Geiste mittelalterlicher Kunst Die Kunst wie das Leben des Mittelalters ist an dem reich, woran wir arm sind, an Einfachheit, tiefem Gemüt und wahrer Begeisterung. Sie hat in ihrer Unschuld, Demut und frommen Gläubigkeit Werke geschaffen, die wir bei allen unseren akademischen Studien niemals erreichen werden. — Aus einer mehr geläuterten aber an der christlichen Lehre und den christlichen Tugenden sich un¬ erschütterlich festhaltenden Überzeugung muß sich die neue Kunst entfalten, die, wenn sie auch die bedeutendsten Elemente der antiken Kunst in sich aufnimmt, doch nie des tiefen Ausdrucks, der reichen, blühenden Gestaltung mittelalterlicher (IX. Bericht des Museums Francisco Carolinum.) Kunst wird entbehren können. Neu-Gotik Wenn es unserer Zeit nicht an Mut und Beharrlichkeit fehlt, die schmählich in Vergessenheit geratenen Formen der Kunst des Mittelalters wieder gründlich aufzufassen, so empfehlen wir vorzüglich diese Denkmäler als vollkommen geeignet, bis in die kleinsten Einzelheiten zum Vorbild zu dienen. — Aber Gott bewahre uns vor oberflächlicher geist- und gemütloser Nachäffung, zu der wir durchaus keine Anregung geben möchten! (Die Schaunburgischen Grabmäler zu Wilhering.) Kunsterziehung zu Kunstgesinnung Nicht die Nachahmung der alten Kunst werke, sondern die Hinauferziehung des Künstlers zur Kunst gesinnung der alten Zeit, die Ausdruck war des Empfindungslebens des Volkes und bei der die Person hinter das Werk trat, aus welcher die neue, der Gegenwart lebendig dienende Kunst erwachsen soll, das ist der Sinn unserer Kunsterziehung! (Aus einem Brief des Nachlasses.) Künstler und Konjunktur Wenn Dichter und bildende Künstler nur auf die Wünsche der Menge horchen, wenn der Geschmack eines erst bildungsbedürftigen Publikums in Un¬ wissenheit und Übermut ein Kunstwerk wie eine Ware nach seinen Launen bestellt, Dichter und Künstler sich wie Kleidermacher keine andere Aufgabe stellen, als der Mode zu folgen — da ist freilich kein Heil zu erwarten. Darum erwarte der Künstler nicht, daß ihm die Menge den Weg zeige, den er einzuschlagen habe. — Er muß sich im Stillen vorbereiten, seine Leistungen aber müssen dann der erstaunten Menge zeigen, was das Rechte ist. (Über Geschichte, Kunst und eine vaterländische historische Malschule.) 152

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