OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Jungmair: Lebendige Worte an die Heimat Lebensansichten; wir befreunden uns dem Geiste, der denselben zu Grunde liegt und fühlen uns immer mehr in der Gesamtheit eines Volkslebens, nicht sowohl in geographischer Ausdehnung der Länderstrecken, als im Eindringen in die eigen¬ tümliche Empfindungsweise des Volkes, dem wir angehören. (Die Österreichischen Volksweisen.) n Sinn für Geschichte-- ein Zeugnis schöpferischer Zeiten Wo die Geschichte vernachlässigt wird, reißt Mißverstand und Verwirrung ein — die tollsten Ausgeburten irregeleiteter Spekulation können sich geltend machen. Eine solche Zeit bringt eine Jugend hervor, die ihre Väter nicht achtet. Das sind die Jahrhunderte des Fortschrittes, in denen schon die Jugend sich an der Geschichte der Vorfahren erhebt; in Zeiten des Rückschrittes, des Verfalles spottet der Knabe der Verirrungen seiner Väter und findet in den Überlieferungen nur Fesseln seines Geistes. Es ist aber ein armes Dasein, wo der Mensch nur von sich weiß und dem, was mit ihm in unmittelbarer, sinnlicher Berührung steht. Nur der roheste Egoist fragt nicht nach der Geschichte, die Menschen aber, die zu streben gewohnt sind, die an einen höheren Beruf der Menschheit glauben, wissen den Wert der Erfahrungen vergangener Zeiten zu würdigen. Sinn für Geschichte ist daher überall, wo der Geist schöpferisch tätig ist, wo wir tieferes Gemütsleben, wo wir sittliche Kraft finden!. (Über Geschichte, Kunst und eine vaterländische historische Malschule.) Denkmalpflege Treten wir in das Innere einer gotischen, von der Geschmacklosigkeit späterer Jahrhunderte unentweihten Kirche, ein! Unendlich, unvertilgbar ist der Eindruck den das erhabene Ganze und alle diese kunstvollen Einzelheiten auf jedes Gemüt machen, das nur einigermaßen die so nahen Beziehungen zum Ewigen aufzufassen vermag; die starren Wölbungen, die schauerliche Dämmerung im Innern erwecken die Vorstellung der Erdennacht, welche den Sterblichen umgibt, aus der ihn nur die Liebe zum ewigen Leben emporhebt, da der Himmel in den goldenen Ver¬ zierungen auf dem lasurnen Grund der Altäre in den leuchtenden Bildern der Auserwählten Gottes sich voll Liebe herniederzusenken scheint. Von früher Jugend an hat dieser Anblick — der uns selten geworden — den tiefsten Eindruck auf mich gemacht, allein ich sah von Jahr zu Jahr die Zahl der gemalten Fenster schwinden, das Bilderwerk modern und zerbröckeln, die dunklen Hallen weiß übertünchen, die zierlich durchbrochenen Fensterbögen ver¬ mauern, mitunter wohl auch die Grabmäler der Stifter zu Pflastersteinen ver¬ wendet — und ich verzweifelte an dem Wiedererwachen der Künste, die in früheren Jahrhunderten durch Zusammenwirken so Großes erschufen. (Die Glasgemälde des Herrn Franz Pausinger.) Eine oberösterreichische Kunsttopographie Wir können durch Sammlung und Erhaltung der mittelalterlichen Kunst¬ denkmäler, durch treue Abbildung derselben, der Kunst einen Dienst erweisen, den erst spätere Zeiten gehörig würdigen werden. 151

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