Oberösterreichische Heimatblätter maligen politischen und gesellschaftlichen Zustandes von Österreich mit den Zu¬ ständen, welche der Dichter in seinem großen Epos abgespiegelt hat — dies alles beweist viel verläßlicher, daß das Nibelungenlied nur in Österreich gedichtet worden sein konnte, als im Wege philologischer Forschungen ein Beweis dafür oder dagegen geliefert werden könnte, und doch läßt sich selbst aus einer ausführ licheren Vergleichung unserer noch üblichen, seit 600 Jahren wenig veränderten Volkssprache (Dialekt) eine Übereinstimmung mit der Sprache des Nibelungen liedes dartun, welche das Gewicht aller übrigen Gründe noch bedeutend verstärkt. (Mutmaßungen über Heinrich von Ofterdingen und sein Geschlecht.) Der Wert unserer Mundart Gar oft blicken andere deutsche Stämme vornehm auf die Mundart der Österreicher herab, die ihnen ein Inbegriff von Roheit und Gemeinheit erscheint. — Ja, selbst in Österreich finden sich in den gebildeten Ständen viele, denen jeder andere Volksdialekt imponiert, während sie sich nur des eigenen schämen. Dies ist eine große Torheit! Unsere Mundart behauptet noch vor vielen einen beneidenswerten Vorzug dadurch, daß sie nachweisbar in den allerältesten Mundarten wurzelt und sie treu bewahrt, und daß sie auch im immer lebendigen Volksgesange einen Reichtum und Wohlklang entwickelt hat, wie wenig andere. (Über die Orthographie unserer Volkssprache.) u Pflege der Mundart und Volksdichtung 1120 Es übt allgemein die angeborene Mundart ihr Recht — und das mit Recht. Hat doch jeder Stamm seine eigene Bildungsgeschichte, von der er sich nicht los¬ trennen kann ohne bedeutende Einbuße an Fülle und Kraft. Insbesondere liegt über der Volksdichtung ein überaus zarter Duft und Farbenschmelz, der durch die Übertragung in eine andere Mundart ganz verloren geht. Will man diese echt dichterischen Elemente nicht entbehren, so höre man nicht auf, die Volks¬ sprache zu bewahren und fortzubilden; man füge sich in alle Einzelheiten und lerne deren Wurzel kennen. (Über die Orthographie unserer Volkssprache.) Trachtenforschung und Trachtenpflege Selbst zu einer Sammlung unserer Volkstrachten wurde ein schöner Anfang gemacht. Auch sie unterliegen dem Wechsel und verdienen wenigstens in Ab bildungen in unserer Erinnerung festgehalten zu werden. Wenn seither nicht mehreres für dieses alte Volksgut und seine Bewahrung geleistet wurde, so liegt die Schuld daran nur in dem in unserem Lande sehr empfindlichen Mangel an Ausbildung in den zeichnerischen Künsten.nachn Wir haben so die Spuren des geistigen Lebens, Fühlens und Schaffens zu sammeln und zu erhalten, damit das Große und Heilige, das Schöne und Wahre unseres Wesens für immer aus dem Schutte gerettet werde, mit dem es durch den Einsturz menschlicher Bauten — auch der innerlichen — bedeckt wurde. Möchten doch alle Bibliotheken und Museen, in denen solche Schätze ver wahrt werden, der Kunst den großen Dienst erweisen, diese Denkmale in treuen Abbildungen bekannt zu machen! (I. Museal-Bericht.) 148
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