OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Jungmair: Lebendige Worte an die Heimat us mali sénifk. 9316 619 mlaclom ug 6nn on (uon. Lebendige Worte an die Heimat Anläßlich des 100. Todestages Anton von Spauns aus seinen Schriften zu¬ sammengestellt von Otto Jungmair (Linz) Anton von Spaun, der Gründer des oberösterreichischen Landesmuseums, der Bahnbrecher planmäßiger Volks- und Heimatkunde und öffentlicher Kunstpflege im Lande ob der Enns, dessen Todestag sich am 26. Juni dieses Jahres zum 100. Male jährte, wurde anläßlich des 100. Gründungsfestes des Landesmuseums im Museal¬ jahrbuch 1933 fast hundertjähriger Vergessenheit enthoben und in den einzelnen Berichten der musealen Arbeitsgebiete und durch eine biographische Darstellung dankbar und rühmend der Heimat wieder nahegebracht. Mehr aber als Urteile und Schilderungen Dritter über ihn vermögen seine eigenen Worte aus den meist unbekannten Schriften seines Nachlasses in Geist und Wirken dieses edlen Schutz¬ geistes unseres Landes einzuführen, die ja auch heute noch — ja heute erst recht den Freunden und Pflegern unserer Heimatkultur lebendiger Ansporn und richtungweisendes Vermächtnis sein können. u1Geschichte als Lehrmeisterin Wir müssen der Taten und Bestrebungen unserer Vorfahren eingedenk sein, wenn wir nicht in der Gegenwart der Tatkraft, des notwendigen Selbstvertrauens, wodurch wir unsere Zukunft schaffen, entbehren wollen. uJe deutlicher wir uns nun unserer Geschichte bewußt werden, desto tiefer und freudiger werden wir empfinden, daß das Große derselben uns nicht fremd geworden sei, daß die Anlagen, die Bedingungen dazu noch in uns vorhanden sind, wir werden manche schlummernde Kräfte in uns erwachen fühlen, unser Ziel höher stecken, uns durch das Selbstlob anderer nicht mehr einschüchtern oder gar verleiten lassen, fremden Ruhm zu beneiden. (Mutmaßungen über Heinrich von Ofterdingen und sein Geschlecht.) Österreichische Bescheidenheit Bescheidenheit ist eine schöne Tugend, sie ist ein eigentümlicher Zug im Volkscharakter des Österreichers. Aber es ist auch erlaubt, seinen eigenen Wert zu fühlen. — Und wenn wir in Wahrheit unseren Wert erkennen, so laßt uns auch unbedenklich den Platz einnehmen, der uns gebührt. (Mutmaßungen über Heinrich von Ofterdingen und sein Geschlecht.) Erweckung des österreichischen Kulturwillens Kein deutscher Stamm ist ausgezeichneter durch Reichtum der geistigen und gemütlichen Anlagen, durch die Fülle der Überlieferungen als der österreichische. Der Österreicher hat vor vielen anderen den dringenden Beruf zur Pflege der Geschichte und seiner geschichtlichen Kunst. Diesem höheren Beruf darf man nicht als Ausflucht entgegensetzen, daß es dem österreichischen Menschen noch an Teilnahme fehle; taut doch hundertjähriges Eis in unseren Bergen auf, wenn warme Lüfte wehen, und Österreich ist ja kein Gletscher! Wohlan denn, so ist es an jedem, der sein Vaterland liebt, zu er¬ 145

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