OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Unfried: Franz Xaver Müller Lieder, die Müller aus eigenem Antrieb komponiert hat. Trotz seiner Arbeitslast in Dom und Schule, wozu noch viele Verpflichtungen, wie seine Tätigkeit als Mitglied der Diözesan-Kirchenmusik-Kommission und später des Brucknerbundes als Juror bei Preissingen und -spielen von Chören und Kapellen kamen, blieb der 1922 zum Geistlichen Rat und 1937 zum Konsistorialrat Ernannte der vorbildlich einfache Piester, stets bereit, als Messeleser oder im Beichtstuhl auszuhelfen. Mit besonderer Andacht feierte er das hl. Opfer, sodaß man sagte, ihn die Messe lesen zu sehen, sei ebenso erhebend wie eine von ihm komponierte Musik zu hören. Die auf Anregung von Regierungsrat Pfund am 3. Dezember 1936 erfolgte Gründung der F. X. Müller-Gemeinde mit Schulinspektor Ad. Schwarz dem Ehrenausschuß gehörten u. a. Landeshauptmann Dr. Gleißner, Bürger¬ meister Dr. Bock, Propst Hartl und die ersten Vertreter des kulturellen Lebens in Oberösterreich an — bedeutete nicht etwa nur die lange fällige Anerkennung seiner überragenden Persönlichkeit. Sie hatte sich als Hauptaufgabe die Drucklegung seiner Werke gesetzt. Müller selbst nämlich fiel es niemals ein, mit Verlegern zu verhandeln; ja erst in seinem späteren Alter faßte er den Entschluß, die Flut seiner Manuskripte zu sammeln, und von den Entlehnern, die sie ungenützt liegen ließen, zurückzuverlangen. Was die Müllergemeinde drucken ließ — es ist nicht allzu viel, weil der Verein bald nach seiner Gründung infolge der Besetzung Österreichs seine Tätigkeit einstellen mußte — findet man am Schluß dieses Aufsatzes angeführt. Für den Meister noch segensvoller als dieses Bemühen um die Verbreitung seiner Werke war das Streben seiner Freunde, von der vorgesetzten Unterrichtsbehörde seine Freistellung von jeder Lehrverpflichtung zu erreichen, damit dem 68jährigen Mann endlich mehr Zeit zum Schaffen bleibe. Tatsächlich erfolgte 193 8 seine Pensionierung. Freilich war aus äußeren Gründen seine beste Schaffens¬ zeit bereits vorüber. Zunächst mußte dem glühenden Patrioten die Hitler-Invasion größten Schmerz bereiten. Dann aber setzten ihm die braunen Machthaber, die natürlich der Dommusik das Leben möglichst sauer machen wollten, mit allen er¬ denklichen Schikanen zu. Aus Rücksicht auf die Partei wagten manche Staatsange stellte nicht im Domchor als exponiertem, wenn auch künstlerischem Platz religiösen Lebens zu singen; außerdem riß der allzu bald beginnende Krieg Lücken in die Männerstimmen, die nicht auszufüllen waren. Das Florianerhaus in Linz, in dem Müller wohnte, wurde dem Stift enteignet; er hätte sofort ausziehen müssen, wenn er nicht aktiver Domkapellmeister gewesen wäre. Endlich mußte er doch die Wohnung räumen und fand im Priesterheim in der Rudolfstraße in Ur¬ fahr eine aus zwei Zimmern und Küche bestehende Wohnung, in die er als seine Zufluchtsstätte am 30. April 1941 übersiedelte. Entscheidend gelähmt aber wurde die Kompositionsarbeit durch den Gesund¬ heitszustand. Das Herzleiden, das sich durch die vielen Aufregungen dieser Un¬ glückszeit verschlimmerte, behinderte ihn nur als ausübenden Künstler. Doch gab nicht dieses den Ausschlag für seinen 1943 erfolgten Rücktritt vom Amte des Domkapellmeisters, sondern seine schwindende Sehkraft. Die Augen rächten sich für 135

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