OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter seiner Symphonie. Wenn man von der 1936 entstandenen und vom Linzer Kon¬ zertverein 1937 uraufgeführten symphonischen Dichtung „Heimat“ absieht, sollte sie Müllers einzige Symphonie bleiben; er sah eben den Platz, den ihm der Herr¬ gott als Komponist bestimmt hatte, wo anders. Als sein repräsentatives Hauptwerk bezeichnete er selbst das gewaltige Ora¬ Die torium für Soli, Chor, Orchester und Orgel „Der hl. Augustinus“. Arbeit daran erfüllte ihn drei Jahre hindurch neben seinen gewiß großen Amts¬ pflichten. Oft mußte er sich dazu zwingen. Dann lesen wir im Tagebuch: „Wieder den Augustinus aufgenommen, aber leider keine rechte Sammlung und Ruhe“... oder „keinen Löffel zur Arbeit“; endlich heißt es zuversichlich „Augustinus geht wacker vorwärts, Deo gratias“. Nach Beendigung des Werkes gibt er ganz gegen die Gewohnheit, über die Entstehung seiner Kompositionen zu schweigen, eine ge¬ naue Aufstellung über die Arbeitszeit an jedem der neun Bilder. Mit der Text¬ dichtung hatte er nach zwei Monaten Vorstudien (nach den Confessiones) am 7. September 1912 begonnen. Feierlich notiert er sich unter dem 9. Juni 1915: „Um 10¼ abends den Augustinus (bis auf das Vorspiel) vollendet, deo gratias“. Die Beendigung der Ouvertüre folgte am 23. Juni nach. Erst nach dem Weltkrieg erlebte das grandiose Werk nach der am 9. April 1922 in Linz vorausgegangenen Uraufführung des Vorspieles seine ersten und bis heute leider auch einzigen Auf¬ führungen durch 600 Sänger und 200 Kinderstimmen. Die viele Tausende fassende Südbahnhofhalle in Linz konnte am 14. Juni 1924 die Einlaß begehrenden Zu¬ hörer nicht alle fassen, sodaß in demselben Naum nach acht Tagen eine Wieder¬ holung durchgeführt werden mußte. Sowohl die musikalische als auch die religiöse Linzer Bevölkerung war um ein lange nachwirkendes Erlebnis reicher. Neben den Riesen-Werken liefen zahllose größere, wie die Kantate für Frauenchor und Klavier „Die Geburt Christi“ und die beliebte Herz Jesu-Litanei, sowie kleinere Gelegenheitskompositionen einher, über die später noch zu berichten sein wird. Sie kosteten Müller trotz aller Leichtigkeit des Schaffens Schweiß und Mühe, bereiteten dann auch denen, für die sie geschrieben wurden, Freude und Er¬ hebung, fielen aber schließlich meist der Vergessenheit anheim. Z. B. schrieb er noch im Jahre seines silbernen Priesterjubiläums (11. Juli 1920) die Musik zu Anzengrubers „G'wissenswurm“ und zwar für Aufführungen im Oktober 1920 in Kleinmünchen. Eifrig genügte der Florianer Regenschori der Verpflichtung, die Erinnerung an Bruckner zu pflegen. Festlich wurden verschiedene Erinnerungstage an ihn be¬ gangen, wobei Müller in Kirche und Gruft für würdige Aufführung von Chören des Großen sorgte und meist selbst eine Ansprache hielt. Am 4. Jänner 1919 be¬ richtet das Tagebuch: „Samstag abends 8¼ Ignaz Bruckner, das letzte von den Geschwistern Bruckner gestorben; sofort an Göllerich, Auer, Bayer und Dr. Reich geschrieben.“ Über Bruckner, dessen Leiche er ja auch 1896 zur Gruft geleitet hatte, wurden von Müller verschiedene Aufsätze veröffentlicht, z. B. in der „Schöneren Zukunft" und im „Neuen Reich“. Für das „Linzer Volksblatt“ schrieb er gelegent¬ 132

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