Oberösterreichische Heimatblätter der Custos der Hofbibliothek Dr. Franz X. Wöber, die Konservatoriumsprofessoren Josef Schalk und Ferdinand Löwe und der Offizial des Obersthofmarschallamtes Viktor Czerny. Nach Abnahme der unverletzt befundenen Siegel wurden laut Pro¬ tokoll „alle Manuskripte, Kopiaturen und Drucke von der Kommission gesichtet“, auch die Kiste „einer Überprüfung unterzogen“. Die Originalmanuskripte wurden dem Testamentsexekutor „behufs Veranlassung einer genauen Durchsicht und Prü¬ fung mit Genehmigung der Direktion der k. u. k. Hofbibliothek übergeben“. 26. November übernahm der Direktor der Hofbibliothek, die dem Institute von Bruckner vermachten Manuskripte. Am 1. Juni 1897 erstattete Dr. Reisch dem Gericht den Nachweis der Testamentserfüllung, am 20. Juli und 16. August 1897 wurden die Stiftsbriefe für die Meßstiftungen Bruckners in Steyr und St. Florian errichtet. Damit schließt der Nachlaßakt Anton Bruckners. Reichtümer hatte sich Bruckner keine erworben. Die überaus bescheidenen Ein¬ richtungsstücke zeigen auch, daß der Meister keinerlei Luxus kannte. Immerhin läßt die Hinterlassenschaft an Wertpapieren erkennen, daß Bruckner durch seine Sparsamkeit instand gesetzt war, nicht unbedeutende Rücklagen zu machen. Denn zu Ende des vorigen Jahrhunderts bedeutete ein Betrag von 20.000 fl schon ein kleines Vermögen; machten doch die Zinsen allein kaum weniger aus, als das Ge¬ halt Bruckners am Conservatorium betragen hatte. Sicherlich: anfangs mochte sich der Meister in Wien nichts haben ersparen können; in den späteren Jahren brauchte er aber keinerlei materielle Sorgen zu haben. Den Erben, seinen beiden überleben¬ den Geschwistern, mag die Summe, die sie ausgezahlt erhielten, durchaus nicht gering erschienen sein; was bedeutete sie aber gegenüber der Nachlaßpost von 130 fl, die den unendlichen Reichtum umschloß, den der Künstler der ganzen Welt in seinem Werk hinterlassen hatte! Franz Xaver Müller Von J. Unfried (Linz) Die vorliegende Arbeit soll das für den Verfasser greifbare Material zur Darstellung einer seltenen Durchdringung erfülltenPriestertums mit hohem musikalischem Talent auswerten. Die Großen im Reich der Tonkunst waren viel¬ fach mit menschlichen Schwächen behaftet, aus denen sich nicht zuletzt das Bild ihrer Persönlichkeit aufbaut. Glücklich der Biograph, der nur von starken Cha¬ rakterzügen berichten kann, die ein Gesamtbild edlen Menschentums ergeben, gleich dem F. X. Müllers. X. Müller ist am 10. Mai 1870 in Dimbach bei Grein geboren. Die 1140 von Passau gegründete Pfarre wurde mit der Kirche „Maria am grünen Anger“ beliebte Wallfahrtsstätte, bis ihr das viel später entstandene Maria Taferl in Niederösterreich den Rang ablief. In vielen scharfen Kehren überwindet 124
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