OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimawblante Heft 2 April-Juni 1949 Jahrgang 3 Aufgaben der geschichtlichen Landesforschung in Oberösterreich Von Dr. Alfred Hoffmann (Linz). Unter den österreichischen Ländern tritt Oberösterreich nicht bloß in der Vielgestaltigkeit seiner Natur und Landschaft hervor, auch in der Geschichte erweist es sich als ein Gebiet des Überganges mit mannig¬ fachen Überschneidungen und dadurch gegebener bunter Gemischtlage sowie zahl¬ reichen eigentümlichen Formen geschichtlichen Lebens. Oberösterreich besitzt zwar in dem Städteviereck von Wels, Linz, Steyr und Enns mit seinem bis zu den Gebirgskämmen der Alpen reichenden Hinter¬ land — dem alten Traungau — einen Naum von zentraler Gestal¬ kungskraft, doch versagte es ihm die Auswirkung anderer politischer Strö mungen, die sich gerade hier kreuzten, zum Mittelpunkte der Ausbildung einer größeren staatlichen Einheit zu werden. Zweimal können wir hier das Abwan¬ dern von Residenzen beobachten: in die Nachfolge des alten Lorch teilen sich Regensburg-Passau im Westen und Wien im Osten, während im Süden Graz der Stadt Steyr den Vorortsrang für die ursprünglich nach ihr benannte Mark abnimmt. Erst der im Jahre 1192 erfolgte Zusammenschluß des Herzogtums Österreich mit der Steiermark brachte die endgiltige Entscheidung für die staatliche Ent¬ wicklung des Landes ob der Enns, das als eigenes landesfürstliches Verwal tungsgebiet erst seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Erscheinung tritt und in dieser Eigenschaft an Altersrang von den anderen österreichischen „Erbländern“ Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Tirol übertroffen wird. Deutlicher als anderswo haben wir daher hier die Gelegenheit, den Werde¬ gang und zugleich den Rechtsinhalt eines spätmittelalterlichen Territoriums zu erforschen, zumal hier die „Landschaft“ als geschicht¬ liche Zelle und Einheit eine bedeutsamere Rolle spielt als in anderen Ländern, wo mehr die persönliche Macht eines Herrschergeschlechtes sich entwickeln konnte. Oberösterreich wird wahrscheinlich über die uralte Streitfrage der Staats¬ bildung Ssterreichs aus dem Baiernland heraus die ent¬ scheidenden Aufschlüsse geben. Vermochte doch der aus der babenbergischen Ost¬

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