OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Schrifttum Vorlagen und Vorstellungen dieser Baufibel entnehmen, statt wie bisher jahrzehntealten Bau¬ modeheften. Übrigens muß hier gesagt werden, daß im Bauen auf dem Lande längst ein frischer Zug zu sehen ist, der von jungen, aus den Baugewerbeschulen hervorgegangenenen Leuten kommt; dort wurden ja die Gedanken der Baufibeln von einsichtigen Lehrern in den letzten Jahren zum Teil schon vorweggenommen. Trotzdem muß betont werden, daß die Steirische Landbaufibel viele Fragen offen läßt, was aber keine Schwäche des Inhaltes, sondern des Umfanges ist, der wieder mit dem Preis und damit mit der Möglichkeit der allgemeinen Verbreitung, der Übersichtlichkeit und Gemeinverständlichkeit zusammenhängt. Es ist z. B. leicht, landschaftsgemäß und naturverbunden zu bauen, wenn man mit Schindeldach, Strohdach, Biberschwanzdach, Blockbau, breiten Ver¬ schalläden, Bruchsteinbau und ähnlichen natürlichen Baustoffen und alten wohldurchgeformten Vauweisen arbeiten kann. Was aber, wenn andere noch roh und ungestaltet wirkende Baustoffe und Bauweisen an ihre Stelle treten müssen? Und so gibt es auch im landwirtschaftlichen Bereich und bei der Kleinhaussiedlung noch eine Fülle von Wünschen und Fragen, und es ergibt sich, daß eine Baufibel nicht ein einziger Band, sondern nur ein Sammelwerk sein kann, an dem unablässig gearbeitet wird und das sich aus einem Grundband heraus laufend ergänzt und erneuert. Dieser Grundband muß neben den Grundregeln eines allgemein sauberen und an¬ ständigen Bauens vor allem den Charakter der Landschaft und ihrer Bauweise in Umrissen darstellen. Die Ergänzung muß den Zusammenhang mit allen Gebieten der Technik herstellen, die an der Formung und Umformung der Landschaft beteiligt sind. Was wir also von der Steirischen Landbaufibel verlangen, ist ihre Ergänzung. Wir stellen uns diese etwa so vor wie die Hefte des „Bauberaters“ des bayrischen Heimatbundes. Für den Grundband aber, dessen Herausgabe wahrlich eine Tat bedeutet, danken wir Prof. von Geramb und allen seinen Mit¬ arbeitern und dem Verlag. Der schönste Dank aber wird das Ergebnis sein, das sich unzweifelhaft, wenn auch zunächst nur langsam im Heimatbild bemerkbar machen wird, so wie Prof. von Gerambs Arbeit auch im Bild der alpenländischen Trachten, die eine moderne Tatsache sind, fruchtbar und sichtbar geworden ist. Es muß wohl hier nicht besonders betont werden, daß die steirische Landbaufibel nicht etwa nur für die Steiermark Interesse hat, sondern daß das österreichische Baufibelwerk ein Gesamtwerk ist und erst alle Baufibeln nebeneinander und miteinander die rechte Wirkung haben werden. Vielleicht wird in diesem Zusammenhange manchem erst klar, worum es eigentlich geht: nicht um die Bewahrung dieser oder jener Einzelheit,sondern um die Erhaltung der unter¬ schiedlichen und charaktervollen Landschaftspersönlichkeiten, von denen keine einzelnen allein, sondern erst alle zusammen Österreich sind! Heckl Architekt Rudolf Heckl: Oberösterreich, Landschaft, Landwirtschaft, Landbaukunst. 88 Seiten Wien 1947 (Österreichischer Agrarverlag). Bescheiden, wie der Verfasser, der viel mehr hält und bringt als er verspricht, ist auch die Aufmachung der Arbeit von Arch. Rudolf Heckl, die in der Schriftenreihe der o. ö. Landwirt¬ schaftskammer (Herausgeber Dr. Josef Bergmann) unter dem Titel: „Oberösterreich, Landschaft, Landwirtschaft, Landbaukunst“ erschienen ist. Aber was in diesem kleinen Bändchen steckt, ist mehr als wozu sonst ganze Kompendien aufgeboten werden. In diesem Extrakt von 88 Seiten sind gleichsam die Grundmauern und der Grundplan aller zukünftigen Landschafts- und Raumgestal¬ tung in Oberösterreich enthalten. Kein geordneter und planmäßiger Aufbau und Ausbau der landwirtschaftlichen und landbedingten Räume von Oberösterreich wird Grundlagen missen können, wie sie uns etwa in den Gegenüberstellungen „Stadtbaukunst Landbaukunst", im Kapitel „Das Landesbild“ geboten sind. Hier handelt es sich aber nicht etwa bloß um Theorie sondern es wird, besonders im Abschnitt über „Landwirtschaft und Bauwirtschaft“ der Landbaumeister und Land¬ zimmermann selber angesprochen. Die Weltholznot gilt Heckl als wirtschaftliche Ursache der Welt baunot. Ein Ausweg aus der Katastrophe ist die unvermeidliche „Typisierung und Normung". Aufschlußreiche Tabellen illustrieren das Verhältnis zwischen Bausubstanz und Bauvermögen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2