OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Naturwissenschaften, vor allem Geologie, und so bekam Schöberl, der im Jahre 1892 maturierte, auch einen Vorgeschmack von moderner Geomorphologie. Der alte Plan, auf der Hochschule Ge¬ schichte und Geographie zu studieren, hatte sich in ihm so fest verankert, daß er auf der Univer¬ sität in Wien als Hörer der Philosophie vor allem diese beidén Fächer belegte. Als junger Hörer kam Schöberl sehr bald in den Bannkreis Albrecht Pencks. Dessen Persönlichkeit wurde allein ent¬ scheidend für den Vorzug, den er in seinen Hochschuljahren 1892 bis 1897 der Geographie vor der Geschichte gab. Als Funktionär des Akademischen Vereins der Geographen hatte Schöberl täglich Gelegenheit, mit gleichstrebenden jungen Fachgenossen, so mit dem Kärntner Hans Angerer, dem Südtiroler Pio Zini, dem nachmaligen Monte Baldo-Forscher, und mit dem Mühlviertler Alfred Hackl, der als Verfasser einer Besiedlungsgeschichte des Mühlviertels bekannt wurde, zu verkehren und in regem Gedankenaustausch zu stehen. Penck, der seinen Schülern nicht nur im Hörsaal, sondern auch auf Wanderungen und Exkursionen mit regem Interesse näher trat, lud die Teilnehmer der Übungen für Vorgeschrittene oft zu Münchner Bier in seine Wohnung und be¬ suchte seine Doktoranden bei ihren Arbeiten im Gelände. So war er bei Schöberl in Wolfsbach und ermunterte ihn, seine Seminararbeit regional von der Enns bis zur Traisen auf breiter länderkundlicher Basis aufzubauen. Zur Vertiefung von Schöberls heimatkundlichem Ethos trug sein Bundesgenosse Karl Grosch aus Freistadt, Assistent an der Lehrkanzel für Mineralogie, wesentlich bei. Mit ihm stand Schöberl später in jahrelangem herzlichem Briefverkehr. (Leider sind an die 4000 Briefe und Karten, die Schöberl an Grosch schrieb, im Gefolge der Kriegsereignisse zugrunde gegangen). Im Jahre 1897 promovierte Schöberl bei Albrecht Penck mit der Dissertation „Das österreichische Alpenvorland an seiner schmalsten Stelle“. Diese Arbeit erschien gekürzt und ohne den großen Karten- und Bildanhang im XXXII. Jahresberichte des Gymnasiums Nied 1903. Die ersten Dienstorte Schöberls waren Horn im Waldviertel (Schuljahr 1898/99) und Wiener-Neustadt (Schuljahr 1899/1900). Beide Jahre nutzte er zu zahlreichen Wanderungen im Umkreise der beiden geographisch und historisch sehr anregenden Schulorte aus. Im Jahre 1900 kam der junge Supplent nach Ried im Innkreis. Dort wurde er bald k. k. Gymnasiallehrer und schließlich k. k. Professor. Bis zum Jahre 1933, im Ganzen also 33 Jahre, lehrte Schöberl am Gymnasium zu Ried Geographie, Geschichte und Deutsch. Außer seiner gekürzten Dissertation brachte er in dieser Zeit folgende Arbeiten im Druck heraus: 1. Aufbau und Landschaft des Innviertels. Ried 1909. 2. Die Schlierlandschaft zwischen Hausruck und Inn. 3. Das Urgesteinsgebiet des unteren Innviertels. 4. Hausruck- und Kobernauserwald. Die drei letztgenannten Arbeiten erschienen in dem von Dr. Franz Berger herausgegebenen Sammelwerk „Oberösterreich. Ein Heimatbuch“ (Bundesverlag Wien 1925). Vor allem war Schöberl bemüht, nicht nur durch eifrige Lektüre geographisch-historischer Werke, sondern insbesonders durch Wanderungen und Ferienreisen seinen geographischen Horizont zu erweitern. Im Alpinismus suchte er kein Tätigkeitsfeld, aber die deutschen Mittelgebirge Eifel, Rheinisches Schiefergebirge, Thüringerwald, Hessisches Bergland, Schwarzwald, Fichtelgebirge und Böhmerwald sahen ihn oft. Besonders Schleswig-Holstein wuchs Schöberl ans Herz — die Ost¬ seebuchten, vor allem aber die sturmbewegte Nordsee. Dort oben im Norden kam er bis nach Dänemark. Sonst reiste und wanderte er über Deutschland kaum hinaus. Lübeck, Franzensbad, Brünn, Schleining und Marburg waren die östlichsten, Villach, Bozen, Meran die südlichsten und Karlsruhe, Trier sowie die Maare der Eifel die westlichsten Grenzen seiner zahlreichen Reisen im Bereiche deutschen Volkstums. Schöberls Wesen entsprachen am stärksten mehrwöchentliche Ferienaufenthalte. Da waren seine Lieblingsgebiete die Oststeiermark (Wenigzell) und das Boden¬ seeland, ferner Windischgarsten, Ramsau bei Schladming, Maria Pfarr im Lungau, Faistenau in Nordsalzburg, Neumarkt in der Steiermark, Friesach in Kärnten, Viechtach am Regen im Bayri¬

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