OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Im Apothekergarten, der in acht Teile zerfiel, befanden sich 86 ver¬ schiedene Heilkräuter und Gewächse, die in Beeten gezogen wurden. Zu beachten ist, daß die Bezeichnung „dick“ für gefüllt und „din“ für nicht gefüllt gebraucht wurde. Im ersten Abteil wuchsen folgende Heilpflanzen: „Lauendl 7), Monat Bliemel, dicke Babel Rossen, Sögenbäm8), Pimbernel, Garten Berchtram, Gämsen Wurtzen, krauste Reinfarn, braune vnd krauste Mintzen 2), edler vnd gemeiner Bolä, Nachtschäden 10).“ Im zweiten Abteil waren: „Rotte dine Nägl, dicke Ringlblumen, dicke spänische Camilln, Sieße Holtz, weißer Andorn, schwartze Niswurtzn, Lustack 11), Allandt, Möster Wurtzn, großer Baltrian, Eybisch Kraut, Rebarbara.“ Im dritten Abteil wuchsen folgende Heilkräuter: „Faltrian 12) Tamärischken, Brassen Kraut, weise vnd griene Christblumen, wilter Berchtram, Cortabenedict, Zigori, Löffelkraut, Kröß, Fenigl.“ Im vierten Abteil: „Edle vnd gemeine Himelschlisl, Saterey 13), Brunelln 14), Zisser Arbes, Kim, edl vnd gemeines Leberkraut, braune Ochsenzungen, Borägi, Vnser-Frauen-Haar, Vnser¬ Frauen-Distl.“ Im fünften Abteil: „Angelica 15), Bössilica 16), weise Hanenfieß Bliemel, schwartzer Kim, wilter Safran, Mörhierschl, Binglkraut, S: Peterskraut, Otermenig, Bantzenkraut,Eissenkraut. Im sechsten Abteil: „Weiser dicker Magen, Isop, spänische Kudl, Zitrauch, Anneiß, Coriander, Schwalmwurtzn, gultener Widerthon 17), Harrikl, Kornmintzn, schwartz vnd weiser Sanikl 18). Im siebten Abteil: „Rosmarin, Maioran, blaben Veigl, kriegischer Baltrian, blabe Lilien anstat Veiglwurtzen, weiser vnd schwartzer Senif, Kerbelkraut, Creitz Salue 19 spänische vnd gemeiner Wermuet, liechtblabe Ochsenzungen, Knabenkraut", und 2) Lavendula vera officinalis, ein altes Badekräutlein.- Für die Hinweise in den Noten 7—30 wurden u. a. benützt: H. Marzell, Die Pflanzen im deutschen Volksleben (Jena 1925); H. Marzell, Alte Heilkräuter (Jena 1926); E. Weinkopf, Naturgeschichte auf dem Dorfe (Wien 1926); F. X. Pritz, Überbleibsel aus dem hohen Altertume im Leben und Glauben der Bewohner des Landes ob der Enns (Linz 1854); A. Baumgarten, Aus der volksmäßigen Überlieferung der Heimat I. Zur volkstümlichen Naturkunde, 22. Musealbericht (Linz 1862); M. Hofer, Etymologisches Wörterbuch, 1. Teil (Linz 1815). 8) Der Sebenbaum (Juniperus Sabina) stand auch in einem Winkel des Bauerngartens und fand als Abtreibungsmittel Verwendung. Auch zu Palmbuschen wurden Zweige des Seben¬ baumes verwendet. *) Die Braunminze (Mentha sativa Lin.) wurde mit der Krauseminze klein geschnitten, mit Zucker in Branntwein angesetzt und daraus der „Briminzen-Geist“ bereitet. 10) Nachtschatten. 1) Liebstöckel (Levisticum officinale), Würz- und Heilkraut. 12) Das Maiglöckchen (convallaria maialis) findet noch jetzt in der Homoeopathie Ver¬ wendung 13) Saturei (saturrei hort. Lin.) ein magenstärkendes Heilkraut. 12) Die Braunelle (prunella vulgaris Lin.) wurde als Wundheilkraut sowie gegen Rotlauf St. Antoniusfeuer - verwendet. 15) Engelwurz (archangelica officinalis), wird noch gegenwärtig als Heilkraut verwendet. 16) Basilienkraut (ocimum basilicum). 17) Tüpfelfarn (asplenium trichonaves). 18) Sanicula europaea, ein noch heute verwendetes Wundheilmittel. 12) Salbei wurde schon im Kapitulare Karls d. Gr. vom Jahre 812 genannt. 60

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