OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Als Joachim Enzmillner, der spätere Graf von Windhag, im Jahre 1636 diese Herrschaft kaufte, war noch der Hofgärtner Auer im Dienst. Enzmillner be¬ stellte zu dessen Unterstützung einen Gärtnerbuben und Untergärtnerbuben, die jährlich 8, beziehungsweise 4 und 6 fl Lohn erhielten. Er schickte sie in die Lehre nach Wien, wo er neben einem Haus auch einen großen Garten vor dem Neutor auf der Roßau besaß. Enzmillner war überhaupt, ganz nach der Mode der Barockzeit, ein großer Gartenliebhaber. Er ließ bei allen seinen Besitzungen Obst¬ und Blumengärten anlegen. Im Bilderwerk über seine Besitzungen, der von P. Hyazint Marian verfaßten Topographia Windhagiana aucta vom Jahre 1673, sind zahlreiche Bilder vom Kupferstecher Clemens Beuttler, die uns diese Zier¬ und Lustgärten bildhaft vor Augen führen 2). Der Windhager Schlo߬ garten ist auf 5 Stichen aus den Jahren 1654 und 1660 abgebildet und auf weiteren 2 Stichen sieht man den Röhrlbrunnen im Hofgarten und das Grotta¬ Gärtl (Stiche C, D, E, F, G, Z, AA). P. Marian schildert uns den Lustgarten folgendermaßen: „Derselbe ist fast einen Steinwurf vom Meierhof, sehr groß und weit, mit schönen Zwerchgängen, so mit Weinhecken und Wintergrün ganz überzogen, wie auch mit vielen Blumenstücken, Kuchelbeeten und allerhand Obst¬ bäumen besetzt; in dessen Mitte ein neu erbautes Lusthaus, darunter der obbemelte springende Brunnen, von dem das Wasser in den Schildkrötenteich abrinnt." Es sind noch folgende Windhager Gärten im oben erwähnten Kupferwerk abgebildet: die Gärten beim Schloß Auhof bei Perg (Stich DD vom Jahre 1664), die Blumen-, Kraut- und Obstgärten des Dominikanerklosters in Münzbach (Stich EE vom Jahre 1664), die Küchen- und Blumengärten des Freihofes zu Pertholz (Stich LL), das Gartenhaus, die Lust- und Blumengärten des Schlosses Rosenburg am Kamp (Stiche NN, OO, PP, QO), die Lust- und Küchengärten beim Schlosse Neunzen (Stiche EEE, FFF), der Windhagerische Garten vor dem neuen Tor zu Wien in der Roßau mit Blumenstücken, Zwerchgängen, Weinhecken und Bienenstöcken (Stich KKK) sowie der Garten beim Herren- und Mauthaus zu Neumarkt an der Ybbs (Stich MMM vom Jahre 1654). Das Schloß Auhof im Machland hatte Enzmillner am 12. Jänner 1664 von Christian Adam Meichsner von Althofen und seiner Hausfrau Maria Christiana, geb. Riedesserin, samt den dazugehörigen Untertanen und Gründen erkauft. Vier Fahre später (27. Februar 1667) verkaufte er diese Herrschaft dem Abt Bernhard von Baumgartenberg, von dem das Schlößl mit der dorthin ge¬ stifteten Bernhardskapelle später den Namen Bernhardsdorf bekam. Das Dominikanerkloster in Münzbach erbaute J. Enzmillner in den Jahren 1661 bis 1664 auf den Gründen des im Jahre 1654 abgebrannten Pfarr¬ hofes. Es war von ihm für 12 Geistliche gestiftet worden. Als erster Prior stand dem Kloster P. Vinzenz Hauser vor. Am 9. Oktober 1784 wurde es auf¬ gehoben. In der ehemaligen Klosterkirche befindet sich die Windhager Gruft und das Hochgrab des Grafen von Windhag aus rotem und weißem Marmor. Am 2) P. Hyazint Marian, Topographia Windhagiana aucta, Wien 1673.

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