OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Gitters, das reparaturbedürftig war, eine Holzplanke zu setzen. Im vorigen Jahr¬ hundert bot ein Rothschild der Stadt für die Überlassung des Brunnens ein voll¬ kommen eingerichtetes Spital. Eine Nachbildung dieses schönsten derartigen Brunnens von ganz Österreich steht im Garten des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien (Wollzeile), ausgeführt von der Brucker Bundesfachschule für Schlosserei. Baldachin und Gitterwerk sind in Rundeisen ausgeführt. Wo die vier Baldachinstützen auf dem steinernen Unterbau aufstehen, springen aus diesem lisenenartige Vorsprünge heraus mit den Inschriften: IM 1626 JAHR ICH HANS PRASSER VON GMAINER STATT TRINCKH LIEBER WEIN ICH ERPAVET WAR ALS WASSER TRVNCKH ICH DAS WASSER DESWEGEN BIN ICH SO GERN ALS WEIN WORDEN GRABEN SO KVNDT ICH EIN DAS MAN EIN KIELEN REICHERER PRASSER SEIN. TRVNCKH KAN HABEN UMB WEGEN REBE¬ VND MAG MICH DRINCKHEN LIENS GEFAHR OHNE SORGEN DIE STATT LINZ HAT MAN KAIN GELT BELEGERT GAR SO THVE ICH BORGEN DER BARTLMAI LINZER MARCKH HIE GEHALTEN WAR. Stadtarchivar R. Antauer (Bruck a. d. Mur) Ein Mühlviertler Garten vor 250 Jahren Wer sich über die Verhältnisse im Obst- und Gemüsebau der Barockzeit unterrichten wollte, wird in der allgemeinen landwirtschaftlichen Literatur wohl mancherlei Angaben finden, aber nie ein richtiges Bild erhalten können, wie solch ein Garten bei uns in Oberösterreich aussah. Welche Obstsorten damals schon gepflanzt wurden, was der Küchen- und Apothekergarten lieferten und welche Blumen man im Blumengarten fand, darüber wurde bisher noch nie berichtet. Ein glücklicher Fund hat mich in die Lage versetzt, solch einen Herrschafts¬ garten aus der Varockzeit (1694) mit zahlreichen Sortenangaben von Obstbäumen, Stauden, Gemüsesorten, Heil-, Würzkräuter und Blumen zu beschreiben. Es handelt sich um den Garten der Grafschaft Windhag bei Perg. Hier hatte der Gartenbau zwei Menschenalter vorher rege Unterstützung und Pflege durch die Inhaber dieser Herrschaft gefunden. Unter Georg Schütter von Klingenberg und Windhag war im Jahre 1622 ein Hofgärtner namens Adam Auer bestellt worden. Dieser hatte als jährliche Besoldung 12 Gulden (fl), dazu noch 10 fl Kostgeld und 7 Metzen Korn 1). *) Offizier- und Dienstbotenbuch bei der Herrschaft Windhag 1638—1657, Windhager Handschrift Nr: 44 im o. ö. Landesarchiv. 56

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