OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter purpur glühen, und ihr Abglanz die zarten Spitzen der Wellen, in die das Abendlüftchen jetzt den Spiegel des Sees kräuselt, mit feurigem Violette ver¬ goldet. Immer wird es dunkler und nächtlicher an den fahlgrauen Wänden im Süden; das Schwarzgrün des Sees sinkt immer hinab in tieferes Schwarz; noch glüht der Gipfel des Traunsteins, und weiter strahlet er jetzt herein in den dunkleren See; lichte Abendwölkchen schwimmen um ihn ... Schon ist es Nacht in der südlichen Bucht dort hinter den Felsenklippen, und noch ruht das sterbende Licht der Dämmerung auf den offenen Hügeln in der Ferne. Wenn dann an einem Vollmondabend die Silberscheibe am Himmel sich heraufschwingt über den Traunstein, ... wenn ihr sanftes Feuerbild im See hinausschwimmt an unserem Kahne, und ihr Strahlenschweif, als käm' er von einem Luftmeteore, weit hin¬ schimmert, meilenweit über den zitternden See; wenn die Schiffer, die eilig vor uns vorüberrudern zum nächtlichen Mahle, lange Silberfurchen ziehen mit ihren rhythmischen Ruderschlägen in den schwarzen Spiegel des Sees: in dem alles vergrößernden Mondlichte stehen die fahlen Wände dräuend um uns da, und scharf ausgeschnittene Schatten zerreißen noch mehr ihre Wände; die Hügel liegen verklärt ... über der schimmernden Fläche des Sees, und freundlich strahlen die weißen Mäuer herein von der Stadt und den Schlößchen! O coenae noctesque Deum! Für eine Mondnacht am Gmündener-See gäb' ich gern ein Jahr aus meinem Leben." Ausklang Alle Schönheit des Traunsees haben wir in uns getrunken in dankbarem Erleben: die Ruder eingezogen, ließen wir uns auf ihm in der Vollmondnacht schaukeln „zwischen dem Himmel und der Erde“ (182) und träumten von dem Ritter, der vor vielhundert Jahren in solchen verschwiegenen Nächten von seinem Schlößchen bei der Korbachmühle über den stundenbreiten See schwamm, hinüber zum Nonnenkloster Traunkirchen, das in mächtigen Mauern seine Liebste umschloß. Wir haben es miterlebt, wie der Föhn, der Viechtauer Wind, die schwarze Spiegelfläche zerriß in hoch aufschäumende Furchen, wie die Wellen donnernd an die Felsen des Traunsteines schlugen. All die reizvollen Uferorte haben wir besucht, vom „Kranabitsattel“ auf die Wasserfläche hinuntergeblickt und dann unser Auge weit umherschweifen lassen von den Ebenen Bayerns (192) bis „hinab an die Berge bei Marbach an der Donau", vom dunklen Böhmerwalde bis zu den lichten Firnfeldern des Dachstein. Mit dem abfahrenden Almvieh sind wir ins Tal zurückgewandert an der Seite einer freundlichen Almdirne: „Ihren großen runden Hut (193) zierte ein prächtiger Strauß von Eisenhütlein und eine Girlande von sammtenen Löwenpfötchen. Am braunen hochgewölbten Busen flimmerte ein Strauß von Flittergold, den der Hansel verehrt hatte am letzten Sonntage, nach der letzten Nacht auf der Alpe. Muthwillig sprang ein Heer von Ziegen um sie; die steinten wie die Gemsen“. Und „mit großen weit hinschallenden Glocken behangen, die Hörner vergoldet und geschmückt mit seidenen Bändern, umwunden mit Kränzen der schönsten Alpenblüthen, mit den azurnen Enzianen, 46

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