OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter bach und am 5. Februar 1655 kam die Hauptperson nach Aistersheim, nämlich der Bildhauer Johann Worath aus Schlägl, nachdem im September des Vorjahres der dortige Prälat Greysing auf Besuch geweilt und jedenfalls, wie dies öfters geschah 29), „seinen Bildhauer“ vermittelt hatte. Die Vereinbarung zwischen dem Freiherrn und Worath spricht von der Bildhauerarbeit und beziffert diese auf 180 fl. Die Fassung des Altares und zweier Türgerichte besorgte der Aschacher Maler Michael Burkhardt, dem 200 fl zugesprochen wurden. Die Bauarbeiten leistete wie gewöhnlich der Maurermeister Georg Wiser aus Puchheim mit seinem Sohne Adam. Im Juni 1658 weilte Otto Achaz in Augsburg, bestellte den Maler Mathias Straßer in das Absteigequartier „Zu den drei Mohren“ und gab um den Preis von 150 fl ein Altarblatt für die Schloßkapelle in Auftrag. Im August war es fertig und der Botenjodl und der Mathias Ennser trugen es von Ried nach Aistersheim. Das Altarbild zeigt die Gottesmutter mit dem Jesukinde, dem Engeln Blumen und Früchte reichen. Zwei Doppelsäulen flankieren das Altarbild, zwischen den Säulen stehen die ausdrucksvollen Figuren St. Petrus und St. Paulus und über dem Umgang die der Namenspatrone des Stifters, des hl. Otto, Bischofs von Bamberg, und des hl. Märtyrers Achatius. Die Predella enthält neben einer schwul¬ stigen Widmung den chronologischen Vermerk: sacellum cum altari Otho Acha¬ zius Dominus Liber Baro in Aistersheim et Almegg erigi curavit anno salutis 1658. Die Statuen haben schon mehrfach das Aufsehen der Kunstkenner erregt, sie sind jetzt einwandfrei als Werke Johann Woraths nachgewiesen. IV. Der barocke Alltag Wir haben bisher den Konvertiten, Schloßbesitzer und kunstsinnigen Patro¬ natsherrn behandelt und wollen nun auch den Menschen kennen lernen. Der barocke Alltag hat bisher noch wenig Würdigung gefunden, wir möchten aber auch wissen, wie sich die große geistige Strömung im engeren Lebenskreise auswirkte. Otto Achaz ist unserer Wißbegierde entgegengekommen, indem er in seine Schreib¬ kalender 30) auch Dinge des Alltages aufnahm und so ein reizendes Genrebild barocker Sitten und Gebräuche überlieferte. Lassen wir zunächst den Personenkreis, indem Otto Achaz lebte, an uns vor¬ überziehen! Zur näheren Umgebung des Freiherrn zählten außer den zwei Ge mahlinnen, die wir schon kennen, Heinrich von Hohenfeld, ein sonst unbekannter Sprosse der Familie, und der Verwandtenkreis der Familie Geimann, die sich ge¬ rade auf dem absteigenden Aste befand. Hans Christoph Geimann, der in Forch¬ 29) E. Hager, Johann Worath, Heimatgaue Ig 2 (1921) S. 1 f. Daselbst ist das Schaffen Woraths gewürdigt als eines deutschen Meisters, der bereits in sehr früher Zeit die italienischen Formelemente ganz selbständig verwertet und die Ansätze zu einer eigenständigen Weiterführung des heimischen Barocks zur Geltung bringt. 32) Zwei dieser Tagebücher sind auf uns gekommen, das eine von 1654—1658 reichend, das zweite das Jahrfünft 1665—1670 umfassend. Verglichen etwa mit dem gleichzeitigen Tagebuch eines Seeauers auf Würting (O. Ö. Landesarchich, Handschrift 344), bieten die Aistersheimer Tagebücher neben einem weit reicheren Inhalte auch eine persönlich gefärbte Note. Schon um der Kunstnotizen willen verdienen sie, der Vergessenheit entrissen zu werden.

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